Am Blumberg
Blumberg – Bergfelder Bauernfamilie
Friedrich Wilhelm Blumberg, Kossät
Friedrich Ferdinand Blumberg, Orts-Schulze
Emilie Blumberg, verheiratet mit August Müller
Im Bergfelder Ortteil Flachslake (heute komplett besiedelt), befindet sich eine sehr kurze Straße, namens Am Blumberg. Die Bezeichnung der Straße wirkt irritierend, da es an dieser Stelle weder einen Berg gab, noch besondere Blumen wuchsen.
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts geben ständig aktualisierte Bebauungspläne Aufschluss über die Entwicklung des Ortes. Während die Ortsteile Alte Kolonie, Dichterviertel und Mühlenbecker Viertel neben dem Alten Dorf im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts schon gut besiedelt waren, ging es in den nördlichen Teilen Flachslake und Heideplan schleppender voran. Die heutige Straße Am Blumberg erhielt zunächst die Kennung Nr. 29. Im Adressbuch von 1926 ist sie jedoch nicht aufgeführt, da an dieser Straße noch keiner wohnte.
Im Bebauungs-Plan (1931-1934) wurde neben der Nummer nun handschriftlich Blumberg-Straße eingetragen und in den Folgejahren dann auch in diversem Schriftverkehr als Blumbergstraße bezeichnet – womit der Bezug auf eine Familie diesen Namens deutlich wird. Ein Familienstamm namens Blumberg sollte im öffentlichen Raum sichtbar gemacht werden.
In weiteren Bauplänen (Ende der 1930er Jahre) hat die Straße keinen besonderen Stellenwert, sie taucht für den Dienstgebrauch der Verwaltung erst wieder in einem Plan nach 1962 auf – nun aber unter dem Namen Am Blumberg.
Wann genau erhielt die Straße ihren Namen, und weshalb gilt die fälschliche Umbenennung auch heute? Fragen, die bis zum jetzigen Zeitpunkt unbeantwortet bleiben.
Die Familie Blumberg in Bergfelde
Der Familienname Blumberg lässt sich für Bergfelde über mehr als ein Jahrhundert nachverfolgen. Das Geschlecht und die später eingeheirateten Personen haben lange Zeit die landwirtschaftlichen und auch die gesellschaftlich-politischen Belange des Dorfes Bergfelde mitgestaltet.
Der erste in Bergfelder sesshaft gewordene Blumberg hatte den Vornamen Friedrich Wilhelm. Er stammte aus Velten, wo er 1791 geboren wurde und wo sein Familienname häufig vorkam.
Als junger Kossät kam er nach Bergfelde und übernahm im Jahr 1825 im Dorfe die bis zu diesem Zeitpunkt schlecht bewirtschaftete Hofstelle des nun enteigneten Bauern Neumann. Mit Kaufvertrag vom 29. Dezember 1829, dem ein Verpflichtungsvertrag mit sehr konkreten detaillierten Bestimmungen gut 1 ½ Jahre zuvor voran ging, wurde das Bauerngut dann sein Eigen:
„§1. Der Käufer erhält das in Folge der Exmission des Bauern Neumann zu Bergfelde an den Fiscus als Gutsherrn zurück gefallene Bauerngut, an Gebäuden, Gärten, Äckern, Wiesen und Weiden, sammt allen darauf befindlichen Inventarien und Saaten, mit allen Rechten und Gerechtigkeiten, in dem Umfängen, in welchem dasselben bisher der Bauer Neumann zu erblichen Nutzungsrechten besessen hat. [...]“
„§4. Käufer unterwirft sich den Abgaben und Leistungen an den Staat, an den Kreis, an die Commune, an Kirche, Geistliche und Schule, an die Bauern Sozitaet, insbesondere an das Amt Boetzow, als Gutsherrschaft, wie solche auf Grundstücken dieser Art fallen, von diesem Gute bisher geleistet sind, oder demselben auferlegt werden möchten, und kann wegen aller dieser und anderer etwaiiger Lasten und Abgaben, so wie wegen der auf den Grundstücken etwa haftenden Hütungs und andern Servitäten keine Gewähr vom Fiscus als Verkäufer fordern,….“
Unter einem Schriftstück vom 11. März 1847, in dem die Gemeinde Bergfelde die Unterstützung für den Bau einer Kirche in Hohen-Neuendorf ablehnte, unterschrieb neben den Dorfschulzen Genzow und den Bauern Reeder, Putlitz, Weber und Wendland auch der Bauer Blumberg. Ob es nun der besagte Friedrich Wilhelm Blumberg war oder schon sein Sprößling Friedrich Ferdinand, geht daraus nicht hervor.
Über Friedrich Ferdinand (1818 – 1866) ist bekannt, dass er eine in Bergfelde angesehene Stellung hatte, dass er als Bauerngutsbesitzer geführt wurde und zeitweise, z. B. 1861 und 1863, die Amtsgeschäfte des Dorfschulzen übernahm. Als solcher sollte er gemeinsam mit dem Schöffen u. a. für Recht und Frieden in der Dorfgemeinschaft sorgen. So kam auch schon mal dieser Bescheid zustande:
„Wegen der Niederlassung des vorstehenden Karl Beck, berichte ich folgendes; weil die Dienstzeugnisse des Beck nicht besonders gut sein, und der Arbeitszustand schon bedrückt genug ist, die Kräfte immer mangeln, so ist die Gemeinde hierselbst nicht geneigt den Beck von 24 Jahre alt seine Niederlassung als Arbeitsmann im Orte zu gestatten, übrigens hat auch der g. Beck die Erlaubniß von dem betreffenden Wirth, den Büdner Karl Grothe nicht erbeten. 21. Januar 1863. Blumberg, Schulze“
Nach Information eines Nachkömmlings dieser Familie soll im Jahre 1871 ein Bauer Blumberg mit seinem Kutscher und seinem Pferdefuhrwerk im Dienste der Gemeinde die letzten drei an Typhus Verstorbenen ins Spritzenhaus gebracht haben, wobei er sich infolgedessen ansteckte und verstarb. Auch hier ist nicht eindeutig ersichtlich, welcher Blumberg das war.
Emilie Pauline Auguste (1859 – 1927) ist Nachfahrin und eine der Letztgeborenen aus dieser Familie Blumberg. Sie heiratete den aus Reinickendorf kommenden Bauern August Müller. Dieser trat in die Fußstapfen seines Schwiegervaters. Er übernahm die landwirtschaftlichen Aufgaben und war zudem für einen sehr langen Zeitraum (1892 bis 1919) Gemeindevorsteher von Bergfelde. Er hatte einen beträchtlichen Anteil daran, dass Bergfelde bei dem beginnenden Aufschwung Anfang des 20. Jahrhunderts den Sprung vom kleinen Bauerndorf zur modernen Vorortsiedlung am Rande Berlins schaffte. (siehe auch August-Müller-Straße)
Und der einstmals im Jahre 1825 so vernachlässigte Bauernhof im Dorfe wurde von August Müller und dessen Frau Emilie (geb. Blumberg) zu ihren Zeiten so gehalten, dass daraus ein ansehnliches und gut geführtes Anwesen wurde.
Das Gehöft in der Dorfstraße befindet sich heute in neunter Generation im Besitz der Familie (Stand 2024) und wird als Vierseitenhof unter dem Namen Alte Schäferei fortgeführt.
- Ein Kossät war die mecklenburgische bzw. preußische Bezeichnung für einen Kötter. Als Kötter wiederrum wurde ein Dorfbewohner bezeichnet, der oft einer kleinbäuerlichen Tätigkeit nachging und eine Kate (Hütte) besaß.
Wer mehr wissen will: geschichtskreis@kulturkreis-hn.de