Andréstraße

Etkar Josef André (17. 1894 - 4.11.1936) hingerichtet im Untersuchungsgefängnis in Hamburg. Buchhändler, Widerstandskämpfer gegen die Nationalsozialisten

Etkar Josef André (17. 1894 - 4.11.1936) hingerichtet im Untersuchungsgefängnis in Hamburg. Buchhändler, Widerstandskämpfer  gegen die Nationalsozialisten.

 

Die Andréstraße ist eine der nicht wenigen Straßen, bei denen die neuen Machthaber in Hohen Neuendorf nach dem  Zweiten Weltkrieg bei Straßen nach preußischen Generälen und der preußischen Siege der Vergangenheit durch die Namen derer ersetzten, die sich gegen Ideologie und die Herrschaft der Nationalsozialisten gekämpft hatten. So wurde aus der nach dem preußischen Feldmarschall Karl Friedrich von Steinmetz benannten Straße die Andréstraße.

Etkar Josef André  war ein intensiver kommunistischer Widerstandskämpfer. Schon früh nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verlor er sein Leben 1936 nach einem Todesurteil in Hamburg. Geboren wurde er in Aachen als Sohn eines Handwerkers. Nach dem frühen Tod des Vaters holten belgische Verwandte die kranke Mutter mit ihren drei Kindern nach Lüttich. Etkar war dort zeitweise im Waisenhaus. Nach der Schule ging er in eine Lehre in einer Buchhandlung. 1911 trat er der Sozialistischen Partei Belgiens bei.

Bei Beginn des Ersten Weltkrieges wurde Etkar  Kriegsfreiwilliger auf deutscher Seite. Nach seiner baldigen  Kriegsgefangenschaft 1915 in Frankreich schloss er sich der SPD in Deutschland an, die ihm bald nicht radikal genug war. Sein politischer Weg führte ihn 1923 zu den Kommunisten. Dort wurde er einer der engen Freunden Thälmanns. Er zog nach Hamburg und wurde bald Mitglied der Bürgerschaft. Als Mitglied der Bezirksleitung Wasserkante der KPD (1926 bis 1930) und Abgeordneter der Hamburger Bürgerschaft (1928 bis 1933) sowie der Stadtvertretung des damals hamburgischen Cuxhaven (1931 bis 1933), wo er einen Zweitwohnsitz unterhielt, wurde er einer der beliebtesten Hamburger Arbeiterführer. Als Sprecher der Hamburger Arbeitslosenbewegung trat er ebenso hervor wie als Mitbegründer (1924) und Leiter des „Roten Frontkämpferbundes“ an der Wasserkante (1924 bis 1929), was ihn zum Beinamen „der erwerbsmäßige Erwerbslose“ führte.

Nach dem Verbot des Roten Frontkämpferbundes (RFB) in Preußen im Mai 1929 führte André das „Kampfkomitee gegen das RFB-Verbot“. Im März 1931 wurde bei einem André geltenden Anschlag sein Parteifreund, der Bürgerschaftsabgeordnete Ernst Henning, von SA-Männern ermordet. Etkar André führte den Trauerzug an, an dem ungefähr 35.000 Menschen teilnahmen.

Nach der NS-Machtergreifung wurde Etkar André am 5. März 1933 verhaftet und während der dreieinhalb jährigen Untersuchungshaft gefoltert. Die Anklage lautete auf Vorbereitung zum Hochverrat in Tateinheit mit gemeinschaftlich vollendetem und versuchtem Mord  an dem SA-Truppführer Heinrich Dreckmann in Hamburg. André konnte schließlich nur noch an Krücken gehen und verlor vorübergehend das Gehör. Als dann am 4. Mai 1936 sein Prozess in Hamburg begann, konnte die Staatsanwaltschaft Andrés Schuld nur unzureichend beweisen. Der Prozess dauerte 32 Verhandlungstage und fand unter erheblicher internationaler Aufmerksamkeit statt, da sich aufgrund der Olympischen Sommerspiele in Berlin viele ausländische Journalisten befanden. Trotz der dünnen Beweislage beantragte der Staatsanwalt (möglicherweise sogar auf Hitlers persönlichen Befehl) die Todesstrafe. Dem Antrag folgte am 10. Juli 1936 das Gericht. In seiner Verteidigungsrede hatte André das nationalsozialistische Regime angeklagt:

„Ihre Ehre ist nicht meine Ehre, denn uns trennen Weltanschauungen, uns trennen Klassen, uns trennt eine tiefe Kluft. Sollten Sie hier das Unmögliche möglich machen und einen unschuldigen Kämpfer zum Richtblock bringen, so bin ich bereit, diesen schweren Gang zu gehen. Ich will keine Gnade! Als Kämpfer habe ich gelebt und als Kämpfer werde ich sterben mit den letzten Worten: Es lebe der Kommunismus.“

Ungeachtet einer internationalen Protestbewegung wurde André am 4. November 1936 in Gegenwart von 75 politischen Mitgefangenen enthauptet. Wenige Stunden danach traten die 5000 Insassen des Zuchthauses Fuhlsbüttel zum Protest in einen Streik. Aus Furcht vor weiteren Protesten infolge der Hinrichtung Andrés ordnete die Geheime Staatspolizei an, die Beisetzung „in aller Stille und unter strengster Verschwiegenheit“ vorzunehmen.

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