August-Bebel-Straße

August Bebel (22.02.1840 – 13.08.1913) Mitbegründer und Vorsitzender der SPD, Publizist und Abgeordneter im Reichstag

Bebel wurde am 22.02.1840 in ärmlichen Verhältnissen als Sohn des Unteroffiziers Johann Gottlob Bebel und dessen Frau Wilhelmine Johanna Bebel (geb. Simon) in einem Bunkerraum  der Festung Deutz (Köln) geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters heiratete seine Mutter dessen Zwillingsbruder, der als Aufseher in der Provinzial-Korrektionsanstalt (Arbeitshaus) in Brauweiler arbeitete. Der Stiefvater verstarb jedoch ebenfalls nach zwei Jahren. Da die verwitwete Mutter keine Pensionsansprüche hatte, übersiedelte sie verarmt zu ihrer Familie nach Wetzlar, wo August die Volksschule besuchte. Er war begabt und wurde von einem Lehrer außerhalb der Schule in Mathematik unterrichtet. Von 1854 bis 1857 lernte er in Wetzlar ohne eigentliche Neigung das Drechslerhandwerk. Trotz der schweren Arbeit versuchte er sich durch Lektüre selbständig weiterzubilden und arbeitete sich hoch bis zum Meister.

In Leipzig machte sich Bebel 1864 als Drechslermeister selbständig. Hier traf er auf Wilhelm Liebknecht und freundete sich mit ihm an. Liebknecht brachte Bebel, der sich noch als Geselle zunächst einem liberalen Arbeiterbildungsverein angeschlossen hatte, auf den Weg zum Sozialismus. Mit 21 Jahren schloss er sich der Arbeiterbewegung an und wurde 1867 Vorsitzender des Verbandes deutscher Arbeitervereine und im selben Jahr, ebenso wie Liebknecht, in den Reichstag des Norddeutschen Bundes gewählt. 1869 gründeten beide in Eisenach die „Sozialdemokratische Arbeiterpartei“, die das marxistische „Eisenacher Programm“ annahm und sich der „Ersten Internationalen“ anschloss. Im Jahr 1875 war er an der Vereinigung mit dem von Ferdinand Lassalle geführten „Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein“ (ADAV) zur „Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands“ (SAP) beteiligt. Bebel war von 1867 bis 1881 und von 1883 bis zu seinem Tod Mitglied des Reichstags des Norddeutschen Bundes bzw. des Kaiserreichs und entwickelte sich während der Repressionen gegen die Partei durch das Sozialistengesetz (1878 – 1890) zur zentralen Person der deutschen Sozialdemokratie. Während dieser 12 Jahre wurden die Sozialdemokraten schwer verfolgt. Bebel schrieb in dieser Zeit unter anderem sein berühmtes Buch „Die Frau und der Sozialismus“, eine klassische Darlegung des Marxismus, das zum Bestseller wurde und ihn materiell unabhängig machte. Nach Aufhebung der Sozialistengesetze und der Entlassung Bismarcks kehrte die Sozialdemokratie erstarkt in den Reichstag zurück.

Ab 1892 war er neben Paul Singer bzw. Hugo Haase bis zu seinem Tod einer der beiden Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), wie sich die SAP nach Aufhebung des Gesetzes nannte. In den folgenden Jahren repräsentierte er zwischen einem linken und einem revisionistischen Flügel das sogenannte marxistische Zentrum der SPD. Unter der Führung von August Bebel wuchs die SPD und wurde in einzelnen deutschen Ländern zur stärksten Kraft. So auch 1912, als sie mit 110 Abgeordneten in den Reichstag einzog und den Anspruch auf das Amt des Präsidenten erheben konnte. Das Bürgertum war in heller Aufregung. Gewählt wurde der inzwischen 72 jährige Bebel allerdings nicht. Die 66 Stimmen aus anderen Parteien zeigen das hohe Maß der Anerkennung, die er sich erworben hatte. Den Triumph konnte August Bebel allerdings nicht lange genießen. Ein Jahr später, am 13. August 1913 starb er in Passugg in der Schweiz während eines Sanatoriumsaufenthaltes an Herzversagen. Er wurde in Zürich unter großer Anteilnahme der örtlichen Bevölkerung auf dem Friedhof Sihlfeld beigesetzt, nachdem er im Volkshaus öffentlich aufgebahrt worden war, wo 50.000 Menschen schweigend an ihm vorbeizogen. Aus zahlreichen Ländern waren Delegationen zur Beerdigung angereist. Auch der kilometerlange Trauerzug vom Volkshaus zum Friedhof führte durch ein Spalier von tausenden Menschen.

Bis zu seinem Tod blieb Bebel der allseits anerkannte Führer der deutschen Sozialdemokratie. Auch innerhalb der Sozialistischen Internationale genoss Bebel ein weltweites Ansehen, wie es nach ihm als deutscher Sozialdemokrat wohl nur noch Willy Brandt erreichte.

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