Erdmannstraße
Karl Hermann Dietrich Lothar Erdmann (12.10.1888 - 18.091939 im KZ Sachsenhausen) Journalist, Sozialdemokrat und Widerstandskämpfer gegen die Nationalsozialisten
Bis zum Ende des zweiten Weltkrieges hieß diese Straße noch Wörther-Straße. Sie sollte an den Sieg der deutschen Truppen am 6. August 1870 im Deutsch-Französischen Krieg erinnern. Es galt militärische Erfolge in der Vergangenheit bewusst zu halten.
Nach der Niederlage des Deutschen Reiches im Zweiten Weltkrieg wurde dies in Hohen Neuendorf, wie in den meisten von den sowjetischen Truppen besetzten Gebieten, geändert. Die Erinnerungen an die preussischen und deutschen militärischen Ereignisse wurden so gelöscht. Es galt nun an Menschen zu erinnern, die gegen den Nationalsozialismus gekämpften hatten und ermordet worden sind. Dazu gehörte auch Lothar Erdmann.
Am 12. Oktober 1888 wurde Karl Hermann Dietrich Lothar Erdmann als Sohn eines Philosophie-Professors in Breslau geboren. Der Beruf des Vaters führte ihn nach Bonn. Hier begann er das Studium der Geschichte und Philosophie und war Schüler von Friedrich Meinicke. Sein Studium brachte er nie zu einem Abschluss. In England lernte er George Bernhard Shaw kennen, der ihn mit Leuten des Reformsozialismus der Fabian Society verband. Er gab das Studium auf, nun wollte er Journalist werden.
Der begonnene Erste Weltkrieg machte ihn zum Kriegsfreiwilligen. Er wurde Leutnant und Kompanieführer. Aber der Tod seines Freundes, Maler August Macke, änderte seine Einstellung. Ein schwerer Nervenzusammenbruch beendete 1916 seinen Fronteinsatz. Nach seinem Lazarettaufenthalt kam er nicht mehr an die Front, sondern wurde zum Wolff'schen Telegrafenbüro in Amsterdam als Übersetzer abkommandiert.
August Macke war bereits Ende September 1914 gefallen. Wenige Wochen davor hatten sie sich miteinander verbunden und einander anvertraut. Nun heiratete Erdmann die Witwe Elisabeth Macke. Mit ihr hatte er drei Kinder.
Nach dem Kriegsende kehrte Erdmann nach Deutschland zurück. 1919 trat er der SPD bei. Er arbeitete zunächst in Köln. Hier wurde er Pressechef des Internationalen Gewerkschaftsbundes. 1923 ging er nach Berlin, um den Pressedienst des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes zu leiten. 1924 wurde er Chefredakteur der neuen gewerkschaftlichen Monatsschrift »Die Arbeit«, die er rasch zu einem erfolgreichen und angesehenen Organ entwickelte. Sein Denken und Arbeiten konzentrierte sich stark auf die Idee, Nation und Sozialismus miteinander zu verbinden. Dies führte zu einer beginnenden Entfremdung von der SPD. In den letzten Jahren der Weimarer Republik fand Erdmann Gefallen an der Figur eines starken politischen Führers. Zunächst beeindruckte ihn Brüning und dann auch von Schleicher, den er für die Gewerkschaften gewinnen wollte. Dies brachte ihn in gedankliche Nähe zum linken Flügel der NSDAP unter Gregor Strasser. Die Entfremdung von der SPD wuchs. Erdmann konzentrierte sich immer stärker auf die nationale Rolle der Gewerkschaft und deren Verhältnis zum Staat. Nach dem 30. Januar 1933, der Machtübernahme Hitlers, kam es zum beruflichen und privaten Absturz. Als er nach der Zerschlagung der Gewerkschaften am 2. Mai 1933, nur drei Monate nach der Machtübernahme der Nazis, seine Arbeit als Gewerkschaftssekretär verlor, geriet die Familie in finanzielle und wirtschaftliche Not.
Am 1. September 1939 wurde Erdmann im Zuge der reichsweiten Aktion zur Verhaftung ehemaliger Gewerkschafter und Parteifunktionäre der »Systemzeit« in seiner Wohnung in Berlin-Tempelhof festgenommen und nach wenigen Tage im Polizeigefängnis am Alexanderplatz nach Sachsenhausen gebracht. Hier wurde er – offenbar weil er sich für einen älteren Mitgefangenen einsetzte und darüber beklagte, als Offizier des Ersten Weltkriegs Misshandlungen ausgesetzt zu sein – besonders übel behandelt und gequält. Zwei Wochen nach seiner Einlieferung erlag er am 18. September 1939 den schweren äußeren und inneren Verletzungen, die ihm die SS-Aufseher zugefügt hatten. Noch am selben Tag erhielt Elisabeth Erdmann die offizielle Mitteilung der SS-Ärzte, ihr Mann sei an »Herzkranzgefäßverkalkung« verstorben. Elisabeth Erdmann erreichte es, ihren Mann auf dem Tempelhofer Friedhof in Berlin bestatten zu dürfen.
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