Ernst-Moritz-Arndt-Straße
Ernst Moritz Arndt (26.12.1769 - 29. 01.1860) nationalistischer und demokratischer Schriftsteller, Historiker, Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49
Ernst Moritz Arndt, Sohn eines Gutsinspektors, der sich für die hohe Summe von 80 Talern aus der Leibeigenschaft freigekauft hatte, wurde in Groß Schoritz auf Rügen geboren. Er besuchte das Gymnasium in Stralsund. Ab Mai 1791 studierte er an den Universitäten Greifswald und später Jena neben evangelischer Theologie, Geschichte, Erd- und Völkerkunde auch Sprachen und Naturwissenschaften. Nach einer Tätigkeit als Hauslehrer 1798/1799 unternahm er eine Bildungsreise durch Österreich, Oberitalien, Frankreich, das heutige Belgien und einen Teil Norddeutschlands. Er schilderte seine Eindrücke in verschiedenen Reiseberichten. Ab 1800 wirkte er als Privatdozent in Greifswald.
In dieser Zeit widmete er sich der Geschichte der Leibeigenschaft in Pommern und verfasste eine Schrift, in der er diese Einrichtung und das Bauernlegen in Vergangenheit und Gegenwart kritisierte. Nach einem Schweden-Aufenthalt 1803/1804 erhielt er 1806 eine außerordentliche Professur an der philosophischen Fakultät in Greifswald. Im selben Jahr verfasste er den ersten Teil seiner antinapoleonischen Flugschrift „Geist der Zeit“. Seine Ernennung zum ordentlichen Professor der Geschichte und der griechischen Literatur erhielt Arndt 1808. Doch schon drei Wochen später erfolgte seine Abberufung durch den französischen Militärbefehlshaber in Schwedisch-Pommern. Als Publizist und Dichter widmete er sich nun hauptsächlich der Mobilisierung gegen die Herrschaft Napoleon Bonapartes in Deutschland. Er gilt auch heute noch als bedeutender Lyriker der Epoche der Befreiungskriege. Seine größte politische Popularität erreichte er in den Jahren 1812 bis 1815. Seine Texte, die sich gegen die französische Besatzung richteten, fanden im Volke großen Widerhall. Arndt schürte in dieser Zeit den Hass gegen die französischen Besatzungstruppen und gegen Kaiser Napoleon.
Im August 1818 wurde Arndt zum Professor an der neuen Bonner Universität ernannt. Jedoch konnte er sich dieser Aufgabe nicht lange widmen. Schon vor der Gründung der Universität begann er mit dem vierten Teil seines Werkes »Geist der Zeit«, das bei den konservativen Regierenden der nach-napoleonischen Ära keine Freude auslöste. Er übte harsche Kritik daran, dass Frankreich durch die Verbündeten zu sehr geschont wurde, auch die innenpolitische Entwicklung fand nicht seine Zustimmung. Er kritisierte das nicht eingelöste Verfassungsversprechen, die Unterdrückung der freien Meinungsäußerung durch die Zensur und das Treiben der Geheimpolizei. Im Januar 1819 wurde er durch eine Allerhöchste Kabinetts-Ordre wegen »ganz unnützer und unschicklicher Dinge«, die er geschrieben habe, verwarnt, im April sogar für einen halben Tag verhaftet. Nach einer Hausdurchsuchung wurde er der Demagogie beschuldigt. Alle Proteste Arndts blieben ohne Erfolg. Er wurde von seinem Lehramt suspendiert. Dieses Berufsverbot endete erst 1840, dann aber wurde er 1840/41 fast einstimmig zum Rektor der Universität gewählt.
Im Zuge der bürgerlichen Revolution der Jahre 1848/49 erlangte der Schriftsteller und Historiker Arndt nochmals eine nationale Bedeutung. Er wurde ins Paulskirchenparlament gewählt und mit viel Jubel als Alterspräsident des Parlaments empfangen. Er gehörte auch zu der sogenannten Kaiserdeputation, die in Berlin dem preußischen König Friedrich-Wilhelm IV. die Kaiserkrone antrug. Dieser lehnte jedoch, eine große Enttäuschung für Arndt, die Krone aus der Hand des Volkes kompromisslos ab.
Am 20. Mai 1849 legte er sein Abgeordnetenmandat nieder und widmete sich seiner akademischen Arbeit. Die letzten Lebensjahre verbrachte er in guter geistiger und vor allem auch körperlicher Frische in Bonn. Die Ehrungen aus ganz Deutschland anlässlich seines 90. Geburtstages wenige Wochen vor seinem Tode nahm er mit Genugtuung an.
Arndts Erbe als Politiker, Wissenschaftler und Dichter trägt in vielem demokratische und progressive Züge, so vor allem in der Auseinandersetzung mit der Leibeigenschaft sowie mit der Restauration in der Zeit nach 1815. Seine nationalistische und hasserfüllte antifranzösische Denk- und Handlungsweise wie auch späteren Rassismus vorwegnehmende judenfeindliche Äußerungen lassen ihn heute vielerorts als Namensgeber für Bildungseinrichtungen nicht geeignet erscheinen. Die Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald und ein Gymnasium in Remscheid legten den Namen ab, andere setzen sich kritisch mit ihm auseinander. Mancherorts, so in Augsburg und Bergisch Gladbach, wurde auch der Straßenname problematisiert.
Wer mehr wissen will: wikipedia.org