Ernst-Schneller-Straße
Ernst Schneller (08.11.1890 – 11.10.1944) Lehrer, Abgeordneter der KPD im sächsischen Landtag und im Reichstag, Widerstandskämpfer, ermordet im Konzentrationslager Sachsenhausen
Ernst Schneller wurde als Sohn eines Eisenbahners und ehemaligen Soldaten in Leipzig geboren. Der Vater verunglückte bei einem Arbeitsunfall tödlich und hinterließ eine Witwe mit 8 Kindern. Nach dem Besuch der Schule und einem Lehrerseminar in Grimma wurde Ernst Schneller 1911 Hilfslehrer in Kirchberg, einer kleinen Stadt im Erzgebirge, und war ab 1913 als Lehrer in verschiedenen sächsischen Städten tätig.1914 meldete Schneller sich auf Grund seiner zu diesem Zeitpunkt nationalistischen Einstellung freiwillig zum Militär und war seit 1916 Offizier, zuletzt 1918 in der Funktion eines Bataillonsadjutanten. Während der Novemberrevolution 1918 war er Mitglied im Arbeiter- und Soldatenrat seiner Einheit und kam 1919 als Lehrer nach Schwarzenberg/Erzgebirge, wo er als ehemaliger Offizier zunächst auf Ablehnung stieß, was sich aber nach seinem Eintritt in die SPD, die er auch im Gemeinderat vertrat, änderte. Während des Kapp-Putsches organisierte der in militärischen Dingen erfahrene Schneller in Schwarzenberg den Widerstand; wenig später trat er in die KPD ein, da diese ihn durch ihr konsequentes Vorgehen beeindruckte.
Von 1921 bis 1925 hatte Schneller für die KPD einen Sitz im Sächsischen Landtag. Hier sprach er zu zahlreichen Minderheitsanträgen der KPD, die sein Fachgebiet, die Pädagogik, betrafen. Dabei setzte er sich für eine umfassende Revolution des Bildungswesens ein, in dessen Mitte die Produktionsschule stehen sollte. Zugleich verteidigte er auch Anträge seiner Fraktion zur Bekämpfung des Kinderelends durch Einführung von kostenloser Schulspeisung, Lernmittelfreiheit, kostenlosen ärztlichen und zahnärztlichen Untersuchungen für Schul- und Vorschulkinder sowie Ausstattung schulentlassener Kinder mit Kleidung. Schneller wurde im November 1924 auf eigenen Antrag aus dem Schuldienst entlassen und kandidierte im Wahlkreis 30 Chemnitz-Zwickau. Er wurde im Dezember 1924 Mitglied des Deutschen Reichstages in Berlin, dem er ununterbrochen bis 1933 angehörte, und später Leiter der Reichsparteischule der KPD „Rosa Luxemburg“ in Schöneiche-Fichtenau. Parteiintern gehörte er nach 1924 zunächst zu den Unterstützern der Führung um Ruth Fischer und Arkadi Maslow, schwenkte aber, nachdem er 1925 ins Zentralkomitee gewählt worden war, zur neuen Führung um Ernst Thälmann über.
Nach dem Reichstagsbrand wurde Schneller am 27./28. Februar 1933 in Berlin verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis Moabit gebracht. Im April 1933 wurde er in das Konzentrationslager Sonnenburg überführt und saß ab 8. Juli 1933 in der Gefangenenanstalt II in Leipzig in Untersuchungshaft. Am 9. November 1933 wurde er wegen Aufforderung zum Hochverrat zu sechs Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. Am 16. November 1933 trat er die Strafe im Zuchthaus Waldheim (bei Chemnitz) an, wo er bis 1939 zeitweise in Einzelhaft saß. Im Juli 1939 wurde Schneller in das Konzentrationslager Sachsenhausen überführt, wo er der Leitung der dortigen illegalen KPD-Organisation angehörte. Im März 1944 fanden die SS-Wachmannschaften Flugblätter und ein Radio der Gruppe, worauf die Widerstandsgruppe mit Spitzeln infiltriert wurde. Nach der weitgehenden Zerschlagung der Gruppe am 11. August 1944 wurden 150 Häftlinge in eine Isolierbaracke gebracht. Am 11. Oktober 1944 wurden neben Ernst Schneller 26 von ihnen erschossen.
Seit 1992 erinnert in Berlin in der Nähe des Reichstags eine der 96 Gedenktafeln für von den Nationalsozialisten ermordeten Reichstagsabgeordnete an Ernst Schneller. Am 11. Oktober 2014 wurde für die 70 Jahre zuvor erschossenen 27 Gefangenen, unter denen auch Ernst Schneller war, in der Gedenkstätte Sachsenhausen das Denkmal „Klang der Erinnerung / La voix du souvenir“ der Künstlerin Eva Susanne Schmidhuber eingeweiht.
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