Ernst-Toller-Straße
Ernst Toller (01.01.1893 – 22.05.1939) Dramatiker, Politiker und Revolutionär
Hinweise oder gar Erinnerungen an das 1918 untergegangene kaiserliche Deutschland sollte es 1945 zumindest bei den Namen von Straßen in Hohen Neuendorf möglichst nicht mehr geben. Die Straße, die einmal den Namen von Prinz Albrecht, einem Bruder des Kaisers Wilhelm I. trug, brachte nach dem Zweiten Weltkrieg den Dramaturgen, linken Politiker und Revolutionär ins Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger in Hohen Neuendorf.
Ernst Toller kam im heutigen Polen, in Samotschin zur Welt. Er war Jude. Am Gymnasium in Bromberg legte er das Abitur ab. Für kurze Zeit studierte er in Grenoble, kehrte aber nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs zurück und meldete sich als Kriegsfreiwilliger bei der kaiserlichen Armee. Er kämpfte bei Verdun. Für seine Tapferkeit wurde er ausgezeichnet und zum Unteroffizier befördert. Weil er schwer krank geworden war, wurde er 1917 als dienstuntauglich entlassen.
In München nahm er sein Studium wieder auf und studierte neben Jura auch Philosophie. Er geriet mit Literaturwissenschaftlern in Kontakt und lernte Rainer Maria Rilke und Thomas Mann sowie Max Weber kennen. Durch Max Weber kam er nach Heidelberg. Später zog er nach Berlin, wo er Kurt Eisner, dem späteren Anführer der Novemberrevolution in München und ersten Ministerpräsidenten Bayerns begegnete. Ihm folgte er zurück nach München, beteiligte sich an Streiks, wurde verhaftet und für kurze Zeit in die Psychiatrie eingewiesen. Nach der Ausrufung der Republik wurde er Vorsitzender des Zentralrates der Bayerischen Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte und 1919, nach der Ermordung Kurt Eisners, Vorsitzender der bayerischen USPD.
Nach der Niederschlagung der Räterepublik am 2. Mai 1919 wurde Ernst Toller steckbrieflich gesucht und verhaftet. Fünf Jahre Festungshaft erhielt er – wegen Hochverrats. Das vergleichsweise milde Urteil verdankte er offenbar Max Weber, der sich vor Gericht für ihn eingesetzt hatte. In der Haft schrieb Toller seine wichtigsten Dramen, in denen er seine pazifistische Haltung umsetzte, die er während seiner Zeit an der Front gewonnen hatte. Aus Bayern wurde er nach der Entlassung aus der Festungshaft ausgewiesen und ging nach Berlin, wo er sich weiter für einen revolutionären Pazifismus engagierte. 1933 wurde er Opfer der Nationalsozialisten. Sie bürgerten ihn aus, neben bekannten Politikern und Schriftstellern, wie z. Bsp. Rudolf Breitscheid, Lion Feuchtwanger, Dr. Alfred Kerr, Heinrich Mann, Wilhelm Pieck, Philipp Scheidemann, Kurt Tucholski und anderen mit der „Ersten Ausbürgerungsliste vom 23. August 1933“. Da hielt er sich bereits in der Schweiz auf und emigrierte dann zunächst nach London, und später nach Amerika. Dort schrieb er seine Autobiographie, seine Gefängnisbriefe und eine Tragödie aus den Konzentrationslagern. Er litt an Depressionen. Er wurde zwar dem Präsidenten Roosevelt vorgestellt, doch am 22. Mai 1939 schied er nach Francos Sieg in Spanien in New York in völliger Verzweiflung freiwillig aus dem Leben.
Toller wurde nach dem Ersten Weltkrieg Vertreter der expressionistischen Literatur. Nach der Münchner Republik wurden seine Schauspiele zu einem großen Erfolg. 1927 schaffte er den Fünfakter „Hoppla, wir leben!“ Ein Drama über die verratene Novemberrevolution und die gesellschaftlichen Konflikte der Weimarer Republik. Mit seiner Ausbürgerung waren seine Werke der Bücherverbrennung 1933 zum Opfer gefallen.
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