Friedensallee - ehemals Rodewaldstraße
Bis 1975 Rodewaldallee – Otto Rodewald (16.01.1853 – 27.06.1926) Bauer und von 1882 bis 1924 Gemeindevorsteher von Borgsdorf
Unter seiner Leitung ist aus der kleinen Landgemeinde mit etwa 200 Einwohnern eine angesehene Vorortgemeinde mit etwa 900 Einwohnern geworden, sagte sein Stellvertreter anlässlich des vierzigjährigen Amtsjubiläums von Otto Rodewald im Jahr 1922. Zu diesem Anlass wurde er Ehrenbürger von Borgsdorf. Zehn Jahre davor war ihm schon das Allgemeine Ehrenzeichen Preußens verliehen worden.
Er war dann sogar 43 Jahre ehrenamtlicher Gemeindevorsteher, seit 1882 immer wieder gewählt, mit großer Anerkennung auch schon nach 25 und 30 Jahren, weil der Weg zur angesehenen Vorortgemeinde erfolgreich war. Bei seinem Amtsantritt 1882 war Borgsdorf ein kleines Dorf an der Havel mit einer Brücke nach Pinnow, abseits im Wald lag die 1850 von Zieglermeister Jürgens aus Birkenwerder begründete Ziegelei. Seit 1877 verkehrte die Berliner Nordbahn, deren Gleise in einiger Entfernung zum Ort durch den Wald verliefen. Wo sie den Wensickendorfer Weg kreuzte, gab es eine Bedarfshaltestelle, die zunächst nur im Sommer bedient wurde.
Der Haupterwerbszweig der Bewohner waren der Ackerbau und die Tagearbeit in den nahe gelegenen Ziegeleien, auch in Birkenwerder. „Die Gemeindemitglieder bestehen außer 7 Landwirten, die bei der Dürftigkeit des Bodens ebenfalls mit der Existenz zu kämpfen haben, hauptsächlich aus Arbeitern, die in äußerst dürftigen Verhältnissen leben...“
Die Gemeinde hatte zu dieser Zeit einen recht bescheidenen Etat zu verwalten. An Einnahmen sind ausgewiesen 1.633 Mark. Daraus erhielten der Gemeindevorsteher 200 Mark Remuneration (Gratifikation), der Steuererheber 36 Mark, der Nachtwächter 145 Mark und der Lehrer 388 Mark Gehalt.
Als Rodewald 1924 endgültig zurücktrat, war das ganz anders. Die Jahresrechnung für 1925 wies 79.495,40 Mark als Einnahmen und 81.382,92 Mark als Ausgaben aus. Otto Rodewalds lange Amtszeit, in der er auch immer Bauer blieb, war geprägt durch den Aufstieg von drei Borgsdorfer Ziegeleien in den 1880er und 1890er Jahren und danach durch ihren Niedergang, durch den Schulneubau, durch die bedeutende Nelkenzucht, durch die Entstehung und das Wachstum des neuen Ortsteils an dem aus der Bedarfshaltestelle entstandenen Bahnhof mit Kinderheim und später dem Villenviertel, durch den Baubeginn der Siedlung Berliner Straße, durch die Begradigung und den Ausbau der Havel zum Großschifffahrtsweg, durch Hofjagdrevier mit Kaiser und Zar und durch die Modernisierung des Ortes mit Wasserleitung, Anschluss an die Gasversorgung sowie beginnende Elektrifizierung…
Anlässlich des 40. Amtsjubiläums 1922, also schon zu seinen Lebzeiten, wurde der Teil der Bahnhofstraße östlich der Bahn in Rodewaldallee umbenannt, 1975 wurde daraus die Friedensallee.
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