Friedrich-Engels-Straße
Friedrich Engels (28.11.1820 – 05.08.1895) Philosoph, Gesellschaftstheoretiker, Historiker, Journalist, Revolutionär und Unternehmer
Engels war das erste von neun Kindern des erfolgreichen Baumwollfabrikanten Friedrich Engels sen. und dessen Frau Elisabeth Franziska Mauritia Engels (geb. van Haar). Engels’ Vater, Sohn des Manufakturbesitzers und Seidengroßhändlers Johann Caspar Engels, entstammte einer angesehenen, seit dem 16. Jahrhundert im Bergischen Land ansässigen Familie. Engels wuchs in seiner heute zu Wuppertal gehörenden Geburtsstadt Barmen auf, die 1815 an Preußen gekommen war. Dort besuchte er die Städtische Schule. Im Herbst 1834 schickte ihn sein Vater auf das liberale Gymnasium zu Elberfeld. Der äußerst sprachbegabte Schüler begeisterte sich für humanistische Ideen und geriet in zunehmende Opposition zu seinem Vater. Auf dessen Drängen musste Engels zum 25. September 1837 das Gymnasium, ein Jahr vor dem Abitur, verlassen, um als Handlungsgehilfe im Handelsgeschäft seines Vaters in Barmen zu arbeiten. Im Juli 1838 reiste er nach Bremen, um dort im Hause des Großhandelskaufmanns und sächsischen Konsuls Heinrich Leupold seine Ausbildung bis April 1841 fortzusetzen.
Ab September 1841 leistete Engels seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger bei der Garde-Artillerie-Brigade in Berlin ab und besuchte dort Vorlesungen zur Philosophie an der Universität.
Im November 1842 reiste Engels über Köln – wo er bei einem Redaktionsbesuch der Rheinischen Zeitung erstmals Karl Marx persönlich begegnete – nach Manchester, um seine kaufmännische Ausbildung in der seinem Vater und dessen Partner Ermen gehörenden Baumwollspinnerei Ermen & Engels zu vollenden.
Im industriell viel weiter entwickelten England lernte Engels die Auswirkungen des Manchesterliberalismus auf die Lebenslage der dortigen Arbeiterklasse kennen, was seine politische Haltung veränderte und auf Lebenszeit prägte. Der Feudalismus war dort bereits überwunden, und die Widersprüche zwischen Bourgeoisie und Arbeiterklasse traten für Engels offen zutage. Er suchte den Kontakt mit der sich formierenden englischen Arbeiterbewegung und lernte deren Kampfformen wie Streiks, Meetings und Gesetzesinitiativen kennen.
Bewegt von den zähen Kämpfen des englischen Proletariats, vertiefte sich Engels in das Studium der bestehenden Theorien der kapitalistischen Gesellschaft. Er griff zu den Werken der englischen und französischen Utopisten (Robert Owen, Charles Fourier, Henri de Saint-Simon) und der klassischen bürgerlichen politischen Ökonomie (Adam Smith, David Ricardo). Die Resultate seiner Studien veröffentlichte er in der Rheinischen Zeitung, in englischen Arbeitsblättern und in einer Schweizer Zeitschrift. Im Februar 1844 entstanden dann die Schriften „Die Lage Englands und Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie“ in den Deutsch-Französischen Jahrbüchern, die von Karl Marx und Arnold Ruge in Paris herausgegeben wurden. Er versuchte darin eine erste Antwort auf die Frage zu geben, welche Rolle die ökonomischen Bedingungen und Interessen für die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft spielen.
Mit Marx stand Engels seit seiner Mitarbeit an den Deutsch-Französischen Jahrbüchern im regelmäßigen Briefwechsel. Bei seiner Rückreise nach Deutschland, Ende August 1844, besuchte er ihn in Paris für zehn Tage. Die beiden stellten fest, dass ihre Ansichten übereinstimmten, und beschlossen, weiterhin eng zusammenzuarbeiten.
Engels hatte sich schon vor Marx mit der Kritik der politischen Ökonomie beschäftigt. Die 1844 erschienenen Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie wurden für Marx zum Ausgangspunkt seiner eigenen Arbeiten. Bereits 1845 erschien die gemeinsame Schrift „Die heilige Familie“, mit der Engels und Marx begannen, ihr Theorieverständnis zu formulieren. Im Jahr 1848 verfassten sie im Auftrag des Bundes der Kommunisten das „Kommunistische Manifest“.
Mit seiner einflussreichen Untersuchung „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ (1845) gehörte Engels zu den Pionieren der empirischen Soziologie. Seine publizistische Tätigkeit trug wesentlich zur Verbreitung des Marxismus bei. Neben dem „Anti-Dühring“ (1877) erfuhr vor allem die Kurzfassung „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“ (1880) starke Resonanz. Nach Marx’ Tod 1883 gab Engels den zweiten und den dritten Band von dessen Hauptwerk, „Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie“, heraus. Darüber hinaus setzte er die Arbeit an der theoretischen Ausformung ihrer gemeinsamen Weltanschauung fort, unter anderem in „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats“ (1884) und „Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie“ (1888).
Neben seinen ökonomischen und philosophischen Studien befasste sich Engels auch intensiv mit der Entwicklung der Naturwissenschaften und der Mathematik und schuf damit den Grundstein für den späteren dialektischen Materialismus. Mit Karl Marx war er Begründer des sogenannten historischen Materialismus.
Nach dem Tode von Marx (1883) wurde Engels zum Hauptberater des „marxistisch“ beeinflussten Teils der internationalen, besonders der deutschen Arbeiterbewegung. Er nahm Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Sozialdemokratie und deren Erfurter Programm (1891).
Engels starb am 5. August 1895 in London im Alter von 74 Jahren an Kehlkopfkrebs. Am 11. August fand in Anwesenheit von führenden Sozialdemokraten wie Wilhelm Liebknecht, August Bebel, Paul Singer, Karl Kautsky und Eduard Bernstein die Trauerfeier für Engels statt. Da seine Vorliebe für das Seebad Eastbourne bekannt war, wurde die Urne mit seiner Asche am 27. September 1895 fünf Seemeilen vor der dortigen Küste bei Beachy Head ins Meer versenkt.
Wer mehr wissen will: wikipedia.org