Friedrich-Naumann-Straße
Joseph Friedrich Naumann (25.03.1860 – 24.08.1919) evangelischer Theologe, liberaler Politiker zur Zeit des Deutschen Kaiserreiches, Reichstagsabgeordneter
Friedrich Naumann war Sohn eines Pfarrers. Nach seinem Studium stand er von 1883 an im Dienst der Evangelischen Kirche, zunächst als Oberhelfer im „Rauhen Haus“ bei Hamburg, dann als Ortspfarrer im Erzgebirge und später als Vereinsgeistlicher der Inneren Mission, wo er mit sozialen Problemen konfrontiert war. Ihn beschäftigten Fragen von Armenpflege, Altenhilfe, Wohnungsfürsorge und Genossenschaftsgründung, und er wurde Mitglied im Vorstand des Gesamtverbandes evangelischer Arbeitervereine. Zunehmende politische Tätigkeiten mündeten 1897 in sein Ausscheiden aus dem Pfarrdienst.
Als linksliberaler Politiker war er führend in entsprechenden Organisationen und Parteien tätig, die er z.T. mit begründete, so 1896 den Nationalsozialen Verein, 1903 die Freisinnige Vereinigung 1910 die Fortschrittliche Volkspartei und 1918 die Deutsche Demokratische Partei. Dabei plädierte er für die parlamentarische Zusammenarbeit mit der SPD und trat für die politischen Rechte der Frauen und die Abschaffung des preußischen Dreiklassenwahlrechts ein. Innen- und außenpolitische Ziele bringt er in umfassender publizistischer Tätigkeit zum Ausdruck, so z.B. in den Schriften National-sozialer Katechismus. Erklärung der Grundlinien des National-Sozialen Vereins (1897) und Mitteleuropa (1915). Eine unvollständige Ausgabe seiner Schriften in sechs Bänden erschien in den 1960er Jahren.
Wir stehen auf nationalem Boden, indem wir die wirtschaftliche und politische Machtentfaltung der deutschen Nation nach außen für die Voraussetzung aller größeren sozialen Reformen im Innern halten. |
Nach diesem Motto befürwortete er den wilhelminischen Militarismus mit seiner Kolonial- und Flottenpolitik und trat für eine Neuordnung Europas auf der Grundlage einer engen Verbindung von Deutschland und Österreich ein. Die Weltgeschichte muß fortfahren Nationen zu zerstören“, schrieb er, „wir scheuen uns gar nicht, Polen, Dänen, Suaheli, Chinesen nach Kräften zu entnationalisieren.“ Deshalb wird von Historikern und Ökonomen (Aly, Hayek) Naumann als einer der „Wegbereiter des Nationalsozialismus“ gesehen, weil Adolf Hitler von ihm „große Passagen seines außenpolitischen Programms [...] abgeschrieben hatte“.
Den Versailler Vertrag lehnte er ab, weil dieser den Zusammenschluss von Deutschland und Österreich nicht zuließ. Als Abgeordneter der Nationalversammlung warb er als letzter Redner am 31. Juli 1919 leidenschaftlich für den vorliegenden Entwurf der Weimarer Verfassung.
Wenige Wochen später starb er.
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