Fritz-Reuter-Straße
Fritz Reuter (07.11.1810 – 12.07.1874) Dichter und Schriftsteller der niederdeutschen Sprache
Die Fritz-Reuter-Straße hieß bis zur Niederlage des »Dritten Reiches« Gorch-Fock-Straße. Sie erinnerte an einen Schriftsteller und den Marinesoldaten, eigentlich Jakob Kinau (1880 – 1916), der als Kriegsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg teilgenommen hatte.
Fritz Reuter (hieß eigentlich Heinrich Ludwig Christian Friedrich Reuter) war ein Dichter und Schriftsteller der niederdeutschen Sprache. Er positionierte sich mit seinen sozialkritischen Schriften in der liberalen Opposition und gegen die Auswüchse der Adelsherrschaft. Dies könnte ein Grund gewesen sein, nach 1945 die bisherige Straße nach Reuter zu benennen.
Fritz Reuter kam aus einer bürgerlichen und wohlhabenden Familie. Sein Vater war Bürgermeister und Unternehmer in Stavenhagen, einer kleinen mecklenburgischen Stadt. Hier ging er zur Schule und begann nach dem Abitur zunächst in Rostock Jura zu studieren, das er in Jena fortsetzte. Dort schloss er sich den Burschenschaften an. Nach dem Sturm der Burschenschaften auf die Konstablerwache in Frankfurt am Main wurde Reuter 1833 exmatrikuliert. Er hatte Jena schon verlassen und war zunächst nach Camburg gegangen. Mit seinem Versuch eine Studienerlaubnis für Halle oder Leipzig zu erlangen hatte er keinen Erfolg erzielt. Am 31. Oktober 1833 auf der Heimreise nach Stavenhagen wurde er in Berlin festgenommen und in der Festung Silberberg interniert.
»Teilnahme an hochverräterischen burschenschaftlichen Verbindungen in Jena und Majestätsbeleidigung.« lautete der Vorwurf, der 1836 dem Kammergericht in Berlin ausreichte, um den Studenten Fritz Reuter zum Tode zu verurteilen. Der Urteilsspruch wurde so zwar nicht vollstreckt, weil mit der Zustellung des Urteils gleichzeitig die Begnadigung zu 30 Jahren Festungshaft ausgesprochen worden war. Es wurde zu acht Jahren Festungshaft abgemildert.
Reuters Résumé aus dem Verfahren und dem Urteil:
„Und da wundern sich die Leute noch, wie einer Demokrat werden kann. Als wir eingesperrt wurden, waren wir es nicht, als wir entlassen wurden, waren wir es alle.“ An anderer Stelle: „Und was hatten wir denn getan? Nichts, gar nichts. Nur in unseren Versammlungen und unter vier Augen hatten wir von Dingen geredet, die jetzt auf offener Straße frei heraus geschrien werden, von Deutschlands Freiheit und Einigkeit. Aber zum Handeln waren wir zu schwach, zum Schreiben zu dumm, darum folgten wir der alten deutschen Mode: wir redeten nur darüber“.
Ende August 1840 - nach seiner Entlassung aus der Haft – in Groß-Glogau, Magdeburg und Gaudenz sowie in der Festung Dönitz - versuchte er erfolglos in Heidelberg sein Studium fortzusetzen. Aber die Haft hatte ihn gebrochen, immer wieder verfiel er dem Alkohol. Bei seinem Onkel in Jabel fand er Beschäftigung auf dem landwirtschaftlichen Anwesen, wo er die Probleme der Tagelöhner und die Auswirkungen der Herrschaft der Gutsbesitzer kennenlernte. Er begann zu schreiben. Die Auseinandersetzung mit den wirtschaftlichen Verhältnissen und dem sozialen System machte ihn zum politischen Schriftsteller. Von besonderer Bedeutung sind »Ut de Franzosentid« und »Ut mine Festungstid«, die er teils als Autobiografie verfasst hatte, sowie der Versuch eines Gesellschaftsromans »Ut mine Stromtid«.
1856 zog er zunächst nach Neubrandenburg, übersiedelte 1863 nach Eisenach und wurde Ehrendoktor der Universität Rostock. In seinem Spätwerk rückte Reuter von seiner in jüngeren Jahren an den Tag gelegten Radikalität ab, bekundete öffentlich seine Verehrung für Bismarck und sah seine Hoffnung darin, dass die Reichseinigung die Freiheit bringen werde.
Wer mehr wissen will: wikipedia.org