Gottfried-Keller-Straße

Gottfried Keller (19.07.1819 – 15.07.1890) Schweizer Dichter und Politiker

Gottfried Keller wuchs als Sohn eines Drechslermeisters in sehr bescheidenen Verhältnissen auf. Er besuchte die Industrieschule in Zürich, von der er wegen der Teilnahme an einer Schülerdemonstration gegen einen liberalen Lehrer verwiesen wurde. Er nahm Malunterricht und setzte seine künstlerischen Studien 1840 in München unter großen finanziellen Schwierigkeiten fort. 1842 kehrte er erfolglos in seine Heimat zurück und wandte sich der Dichtung zu. Am gesellschaftlichen Leben nahm er starken Anteil und schloss Bekanntschaft mit emigrierten deutschen bürgerlichen Demokraten wie Georg Herwegh. 1846 gab er seine ersten, von echter Leidenschaft für die demokratisch-bürgerlichen Ideale erfüllten Gedichte heraus, durch die er in seiner Heimat schnell als bedeutendes literarisches Talent bekannt wurde. 1848 erhielt er ein Stipendium des liberalen Kantons Zürich, ging nach Heidelberg und hörte hier u.a. Vorlesungen des Philosophen Ludwig Feuerbach, die mitbestimmend für seine weltanschaulichen Ansichten wurden. Freudig bejahte er 1848 die revolutionären Kämpfe in ganz Europa. Schon 1844/45 hatte er an den Freischarzügen zur Unterstützung der Opposition gegen die reaktionäre katholische Regierung im Kanton Luzern teilgenommen. In dieser Zeit veröffentlichte er in einem Volksblatt polemische Artikel gegen die Züricher politische Führung und schloss Freundschaft mit Ferdinand Freiligrath.

1850 bis 1855 lebte Gottfried Keller in Berlin. Obwohl er zeitweise Stipendien Züricher Mäzene erhielt, litt er wieder materielle Not. In dieser Zeit entstanden die erste Fassung seines Erziehungs- und Entwicklungsromans „Der grüne Heinrich“, der viel Autobiografisches enthält, weitere Gedichte sowie der erste Teil des Novellenzyklus „Die Leute von Seldwyla“. Als anerkannter Dichter kehrte er 1855 in seine Heimat zurück. Mit seinen politischen Gedichten erwarb er sich bald den Ruf, Sänger der Schweizer Demokratie zu sein, wobei er mit führenden Züricher Politikern sehr kritisch umging und besonders die gesetzliche Sanktionierung der kapitalistischen Kinderarbeit attackierte.

1861 wurde er auf seine Bewerbung zum gut besoldeten Ersten Staatsschreiber der Züricher Kantonalsregierung gewählt. Damit war sein Lebensunterhalt gesichert. Als Leiter der Staatskanzlei und Sekretär der Direktion der politischen Angelegenheiten hatte er ein großes Arbeitspensum zu bewältigen und viele Aufgaben zu lösen, mit denen er sich in harter Arbeit vertraut machen musste. Dabei änderte sich seine kritische Haltung zum System.

1876 legte er dieses Amt nieder, das ihn stark beansprucht hatte und das er gewissenhaft versah. Von 1872 an war er wieder verstärkt literarisch tätig geworden („Sieben Legenden“ und der zweite Teil der „Leute von Seldwyla“). 1877 gab es dann die „Züricher Novellen“, die überall beifällig aufgenommen wurden. Nun endlich erhielt er auch die Rechte eines Züricher Stadtbürgers. Am Anfang seines siebenten Lebensjahrzehnts verwirklichte er sein lange geplantes Vorhaben, den frühen Roman „Der grüne Heinrich“ zu bearbeiten. Danach gab es einen weiteren Novellenzyklus, „Das Sinngedicht“, außerdem neue Lyrik und die romanhafte Erzählung „Martin Salander“.

Gottfried Keller war einer der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Er zählte durch seinen Roman "Der grüne Heinrich", durch seine Novellen und andere Erzählformen und durch seine Gedichte zu den großen Schriftstellern und Dichtern des bürgerlichen Realismus. Seine außerordentliche Erzählkunst ist durch eine ungewöhnliche Ausdrucksvielfalt, hintergründige bis bissige Satire, Ironie und Humor gekennzeichnet.

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