Grillparzerstraße

Franz Seraphicus (15.01.1791 – 21.01.1872) Österreichischer Schriftsteller und Dramatiker

Nach dem Zweiten Weltkrieg bekam diese Straße in der Niederheide ihren neuen Namen. Grillparzer trat an die Stelle des von den Nationalsozialisten gewählten Walter Flex, einem Dichter nationalen Gedankengutes und „Romantiker des Krieges“.

Grillparzer wurde in Wien als ältester von vier Söhnen der Familie eines Juristen geboren. Sein Vater starb bereits 1809 und seine Mutter beendete 1819 ihr Leben selbst.

Zunächst erhielt er Privatunterricht und besuchte ab 1801 das Anna-Gymnasium in Wien. Er war ein “Büchernarr“ und Lesen gehörte zu seiner Leidenschaft. 1804 begann er das Studium der Philosophie, das er 1807 durch Juristerei ersetzte. 1813 wurde Grillparzer Praktikant an der Hofbibliothek und 1814 nahm er Stellungen an der Finanzkammer ein. Dort wurde er Archivdirektor und bei seiner Pensionierung 1856 Hofrat.

Die Bildungsjahre Grillparzers fielen in die Zeit der Französischen Revolution und in die Napoleonische Epoche. Mit seinem Drang des Schaffens und seiner poetischen Bildung geriet er in eine zwiespältigen Situation. Er neigte dem Konservatismus zu. Doch spürte er den geistigen Druck der gewaltsamen politischen Reaktion der damaligen Zeit.

Grillparzers Werk und sein Leben sind in gewisser Weise Inbegriff der altösterreichischen Problematik zwischen der Vereinigung von leidenschaftlicher Phantasie und einer menschenscheuen Art der Verknüpfung von Traumgewalt und Wirklichkeitsangst.

Ludwig van Beethoven traf Grillparzer mehrfach. Für ihn schrieb er 1832 das Opernlibretto das Beethoven jedoch nicht vertonte. 1827 verfasste er auf Bitten von Anton Schindler auch die Trauerrede für Beethoven, die der Schauspieler Heinrich Anschütz bei der Beisetzung Beethovens vortrug. Grillparzer komponierte auch selbst und dachte viel über Musik nach. Dabei finden sich zahlreiche Versuche, das Wesen des Dichterischen über das Medium der Musik begrifflich zu machen. Unter dem Zensurdruck der damaligen Zeit litt Grillparzer sehr. Viele seiner Gedichte wurden unterdrückt.

In seinen schriftstellerischen Werken wendete sich Grillparzer gegen das restaurative Regime, mit dem Metternich die Reformen verschwieg und zurückdrehte, die es unter Kaiser Josef II. gegeben hatte. Der Revolution von 1848 gehörten seine Sympathien, aber gleichzeitig fürchtete er einen Zerfall des Staates Österreich auf Grund der Unruhen. Er stritt gegen das Dogma der Staatsraison und den Machiavellismus der Mächtigen, gegen die Blindheit des Nationalismus und setzte sich kritisch mit den Zeitereignissen und Zeitgenossen auseinander. Er rebellierte zwar, blieb doch ein Verteidiger traditioneller Werte und ein Bekenner hierarchischer Ordnung. Von seinen Werken ist »Wehe dem, der lügt« heute noch verschiedentlich auf der Bühne zu sehen. Dieses Lustspiel erlitt 1838 bei seiner Uraufführung aber einen völligen Misserfolg, der dazu führte, dass sich Grillparzer aus der Öffentlichkeit zurückzog. Sein schriftstellerisches Wirken endete damit nicht. Es entstanden die Dramen „Libussa“, „Die Jüdin von Toledo“, „Ein Bruderzwist in Hamburg“ und zahlreiche lyrische Dichtungen. Erst seit 1848 drangen wieder poetische Leistungen Grillparzers an die Öffentlichkeit. Um 1850 begann man sich in Österreich, aber auch im deutschen Raum daran zu erinnern welch einen Dichter man in Grillparzer besitze.

Der Schriftsteller erlebte Ehren und Anerkennungen, wurde 1847 zum Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften ernannt und mit Orden ausgezeichnet. 1857 wurde ihm von der Universität Leipzig anlässlich des Schillerfestes der Ehrendoktor verliehen. 1861 wurde er zum lebenslangen Mitglied des österreichischen Herrenhauses, 1864 zum Ehrenbürger seiner Heimatstadt Wien. 1865 erhielt er die Ehrenbürgerwürde von Baden.

Im Alter von 81 Jahren verstarb Grillparzer am 21. Januar 1872 in Wien.

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