Husemannstraße
Friedrich (Fritz) Ernst Husemann (19.09.1873 - 15.04.1953) Sozialdemokrat, Gewerkschafter, Abgeordneter im Preußischen Landtag und im Reichstag, ermordet im KZ Esterwegen
Walter Husemann (02.12.1909 – 13.05.1943) Journalist, Kommunist, Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime, hingerichtet im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee
Im Nord-Osten von Hohen Neuendorf sind nach dem Zweiten Weltkrieg die Namen preußischer Generäle und Schlachten für Straßen durch die Namen von Widerstandskämpfern gegen das Naziregime ersetzt worden. Bei der Husemannstraße ist offen, ob an den sozialdemokratischen Gewerkschafter Friedrich (Fritz) Husemann oder an den kommunistischen Namensvetter Walter Husemann erinnert werden sollte. Für wen sich die Namensgeber damals entschieden ist unbekannt. Zur Erinnerung an Walter Husemann wurde in Berlin im Prenzlauer Berg die Hochmeisterstraße nach Husemann umbenannte. An beide Husemanns wird auf dem Porphyr-Gedenkstein auf der rechten Ringmauer des Zentralfriedhofs in Friedrichsfelde erinnert. Die Auflistung lässt aber keinen Hinweis darauf erkennen, welcher Husemann in Hohen Neuendorf geehrt werden sollte.
Über Fritz Husemann, schrieb 1935 der „Vorwärts“ im Nachruf: „Er war der Bergmann schlechthin.“ Anlässlich der Urnenbeisetzung notierte die Staatspolizei: „... etwa 1000 Personen, darunter 400 Frauen hatten sich als angeblich Leidtragende eingefunden ... Der Trauerzug, der vorwiegend von früher führenden Persönlichkeiten der SPD und des Reichsbanners gebildet wurde... hatte offensichtlich demonstrativen Charakter. Es wurde daher von Beamten der Stapo (Geheime Staatspolizei) eingeschritten, die die rote Schleife vom Kranz entfernten und die zwei Kranzträger und vier weitere Personen in Schutzhaft nahmen. Die Ermittlungen dauern noch an.“
Friedrich Husemanns Vater war Steinmetzmeister. Diesen Beruf wollte auch der Sohn zunächst erlernen. Gesundheitliche Gründe zwangen ihn davon abzusehen. Stattdessen wurde er Maurer. Dies führte ihn zum Bergbau. 1893 begann er als Bergmann auf der Zeche „Borussia“ bei Dortmund. Hier schloss er sich dem Bergarbeiterverband an, dessen Vorsitzender er später (1920) werden sollte. Davor engagierte er sich als Agitator, als Korrespondent der Dortmunder Arbeiterzeitung und als Angestellter des Bergarbeiterverbandes. Nach dem Ersten Weltkrieg – in den Jahren 1915/16 war er an der Front – engagierte er sich wieder in Gewerkschaft und SPD, deren Mitglied er seit 1891 war. Neben seiner Tätigkeit als Kommunalpolitiker war er in den Jahren von 1919 bis 1924 Mitglied des Preußischen Landtages. Danach gehörte er bis 1933 dem Reichstag an.
Unmittelbar nach ihrer Machtübernahme verhafteten die Nazis Fritz Husemann für kurze Zeit. Nach der Auflösung der Gewerkschaften am 2. Mai 1933 wurde er fristlos als Vorsitzender entlassen. Am 19. März 1935 nahm ihn die Gestapo erneut fest und brachte ihn am 13. April in das Konzentrationslager Börgermoor bei Esterwegen. Schon einen Tag nach seiner Einlieferung wurde er bei einem angeblichen Fluchtversuch angeschossen. Am 15. April 1935 verstarb Fritz Husemann im Kreiskrankenhaus Sögel. Ein Ermittlungsverfahren auf Initiative seines Sohnes verlief im Sande. Eines, nach Anzeigen 1945 und 1946, stellte die Staatsanwaltschaft Osnabrück am 25. Februar 1947 ein, weil: „irgendwelche Tatzeugen, die Einzelheiten über den Hergang der Erschießung angeben können, nicht zu ermitteln waren.“
Der andere mögliche Namenspatron der Straße, Walter Husemann, war Berliner. Schon im Elternhaus wurde er mit der kommunistischen Idee und Ideologie vertraut. Sein Vater, ein Lehrer, war Mitglied der KPD. So erscheint es logisch, dass der Sohn, schon während seiner Lehre als Werkzeugmacher dem KJVD, der kommunistischen Jugendorganisation, beitrat und zu einem der bekanntesten Jugendfunktionäre in Berlin wurde. Nach einem von ihm angeführten Streik verlor er seine Arbeitsstelle und wurde danach Mitarbeiter der „Roten Fahne“. Nach 1931 arbeitete er für das „Rhein-Echo“ in Essen und die „Arbeiter-Zeitung“ in Mannheim als politischer Redakteur. Nach der Machtübernahme der Nazis ging Walter Husemann in den Untergrund. 1936 wurde er ebenso wie sein Vater verhaftet und in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Buchenwald gefangen gehalten. Nach seiner Entlassung im September 1938 arbeitete er wieder als Werkzeugmacher
Durch seine Frau fand er Kontakt zu Harro Schulze-Boysen („Rote Kapelle“), Arvid Harnack und zur „Roten Kapelle“. Walter Husemann arbeitete unter dem Decknamen Akim für den sowjetischen Nachrichtendienst.
Nach seiner erneuten Verhaftung an seinem Arbeitsplatz im September 1942 verurteilte ihn das Reichskriegsgericht wegen Hochverrates und Beihilfe zur Spionage am 26. Januar 1943 zum Tode. Im Mai 1943 wurde er im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee hingerichtet.
In seinem Abschiedsbrief schrieb er: „Es ist leicht sich Kommunist zu nennen, solange man nicht dafür zu bluten hat. Ob man wirklich einer war, beweist man erst, wenn die Stunde der Bewährung gekommen ist. Ich bin es, Vater!“ und gegen Ende seines Briefes macht er seinem Vater Mut, weiter zu kämpfen: „Du hast noch eine Aufgabe zu erfüllen.“
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