Jacob-Wins-Straße
Jakob Wins – im Jahre 1576 Lehensnehmer und Grundherr für Birkenwerder, Hohen Neuendorf, Borgsdorf, Hermsdorf und Bergfelde
„Jacob Wins wurde unterm 25. April und 5. Mai 1576 vom Kurfürsten Joachim mit den väterlichen Besitzungen Berckenwerder, Hermstorff, hohen Niendorff, Borgsstorf und die wüste feldtmarck Berkfeltt belehnt, …mit allem und jedem einkommen.“
Was bedeutete das? Die Hohen Neuendorfer und die Bewohner der anderen genannten Dörfer mussten dem Jacob Wins Abgaben und Dienste leisten, waren ihm gegenüber zum Gehorsam verpflichtet und unterstanden seiner Herrschaft, Polizeigewalt und Gerichtsbarkeit. Er war ihr Grundherr, allerdings nicht in Hohen Neuendorf ansässig, und sie waren seine Untertanen.
Mit dieser Belehnung bestätigte der Kurfürst den Besitz, den Jacobs Vater Hans Wins 1504 von dem Grafen Joachim von Ruppin erworben hatte. Aber der Kurfürst hatte nach dem Aussterben des Ruppiner Grafenhauses die Rechtmäßigkeit dieses Besitzes bestritten und die Güter wieder eingezogen Es kam zu einem jahrelangen Rechtsstreit, in dem sich die Familie Wins nach Eingreifen des Reichsgerichts und des Kaisers schließlich durchsetzte und der Kurfürst mit großer Verzögerung 1576 die Belehnung vornahm und dann am 8. Mai 1598 noch einmal wiederholte.
Die Familie Wins (auch Wyns geschrieben) war seit dem Mittelalter in Frankfurt (Oder), Berlin und Kölln ansässig. Sie gehörte zu den ersten, die in kurfürstliche Dienste traten, und aus ihr gingen fünf Berliner Bürgermeister hervor.
Der Vorname Jacob (Jakob) kommt in der Familie mehrfach vor, dreimal auch mit Bezug zu Hohen Neuendorf:
Jacob (Koppeke) Wins (1) ist geboren um 1340, Tod um 1393, Heirat um 1360 mit Gertrud Buchholz.
Jacob Wins (2) war von 1488 bis 1494 zweiter und von 1495 bis 1499 erster Bürgermeister von Berlin. Sein Sohn Hans erwarb von dem Grafen Joachim von Ruppin die Dörfer Birkenwerder, Hermsdorf, Hohen Neuendorf und Borgsdorf sowie die wüste Feldmark Bergfelde.
Jakob Wins (3), Sohn von Hans, trat dieses Erbe an, wurde aber erst am 25. April und 8. Mai 1576 – lange nach dem Rechtsstreit - durch Kurfürst Joachim mit den Dörfern belehnt.
Jacob Wins (4), Sohn von (3), verheiratet mit Ottilie von Burgsdorff, verkaufte Hermsdorf an die Gebrüder von Götze.
Die Jakob-Wins-Straße in Hohen Neuendorf erhielt 1997 ihren Namen, um an diese Familie zu erinnern, die von1504 bis 1625 die Herrschaft über Hohen Neuendorf und seine Nachbarorte ausübte. Die Benennung der Straße knüpfte an die Zuweisung einer besonderen Rolle der Familie Wins für die Ortsgeschichte von Hohen Neuendorf an, die spätestens 1936 begann: In dem in jenem Jahr neu eingeführten Ortswappen fand das Wappen der Familie Wins seinen Platz. Allerdings war kein Angehöriger dieser Familie jemals in Hohen Neuendorf ansässig, (wohl aber in Birkenwerder wie auch in Bergfelde), und besondere Verdienste um den Ort sind von Jacob Wins oder einem anderen Angehörigen dieses Geschlechts nicht bekannt. In Birkenwerder und Berlin-Pankow gibt es Winsstraßen, in Frankfurt (Oder) eine Winsestraße. Sie beziehen sich mit der Bezeichnung jeweils auf die ganze Familie und nicht wie in Hohen Neuendorf auf eine einzelne Person.