Jonny-Scheer-Platz

John Schehr (09.02.1896 – 01.02.1934) Politiker der KPD, Mitglied des Preußischen Landtags und Reichstagsabgeordneter, vom NS-Regime verhaftet und ermordet

John Schehr wurde am 9. Februar 1896 in einer Arbeiterfamilie in Altona geboren. Er erlernte den Beruf des Schlossers. Ende 1912 wurde er Mitglied der SPD. Während des Weltkrieges trat er zur USPD über. Schehr war einer der eifrigsten Hamburger Anhänger von Ernst Thälmann und ging mit diesem 1920 zur KPD. Als Schlosser im Hamburger Hafen wurde er in Altona Stadtverordneter und übte zudem Parteifunktionen aus, seit 1925 hauptamtlich. Der X. und der XI. Parteitag der KPD wählten ihn zum Kandidaten des Zentralkomitees (ZK). Als Mitglied der Kontrollkommission des Bezirks Wasserkante hat John Schehr Ernst Thälmann bei der Vertuschung der Wittorf-Unterschlagung 1928 maßgeblich geholfen. Deswegen enthob ihn das ZK im Oktober 1928 aller Funktionen, sogar sein Parteiausschluss wurde gefordert. Nach Thälmanns Rehabilitierung wurde Schehr auf dem XII. Parteitag 1929 abermals zum Kandidaten des ZK gewählt und bekleidete dann weitere Parteifunktionen im Bezirk Wasserkante und in Niedersachsen. Im April 1932 rückte er als Abgeordneter in den Preußischen Landtag ein und wurde außerdem in den Reichstag gewählt. 1932 als Vollmitglied in das ZK kooptiert, kam er als Sekretär des ZK und als Büromitglied nach Berlin und wurde praktisch Stellvertreter Thälmanns.

Bei seiner Verhaftung am 20. November 1932 fand die Polizei wichtiges Material über den illegalen Apparat der KPD. Als Reichstagsabgeordneter wurde er jedoch bereits nach acht Tagen wieder freigelassen. Nach Thälmanns Festnahme im März 1933 übertrug die Kommunistische Internationale (Komintern) den Parteivorsitz an Schehr. Am 13. November 1933 wurde er erneut verhaftet. Da die Gestapo wusste, dass er ein sehr hoher Parteifunktionär war, versuchte sie, Aussagen zu erpressen und folterte ihn auf schlimmste Weise. Dabei erlitt er schwere Verbrennungen, auch das linke Auge soll ihm ausgeschlagen worden sein. Von ihm erfuhr die Gestapo aber nichts: „Ich erkläre, dass ich über die Tätigkeit der Organisation der Kommunistischen Partei Deutschlands, über meine politische Arbeit, über die meiner Mitarbeiter keine Aussagen zu machen habe.“

Am 1. Februar 1934 erschoss die Gestapo ihn und die weiteren KPD-Funktionäre Erich Steinfurth, Eugen Schönhaar und Rudolf Schwarz auf dem Weg von der berüchtigten Zentrale Columbiahaus nach Wannsee »auf der Flucht«.

Der Jonny-Scheer-Platz (eine abgewandelte Schreibweise des Namens) in Hohen Neuendorf hieß von 1912 bis 1945 Düppelplatz – zur Verherrlichung eines preußischen Sieges im Jahre 1864.

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