Käthe-Kollwitz-Straße
Käthe Kollwitz (8.07.1867 – 22.04.1945) Grafikerin, Malerin und Bildhauerin
Käthe Kollwitz wurde als Tochter von Katharina (1837–1925) und Karl (1825–1898) Schmidt in Königsberg (Ostpreußen) geboren. Karl Schmidt hatte zunächst Jura studiert und war dann, als er aufgrund seiner liberalen Ansichten keine Anstellung beim preußischen Staat fand, Maurermeister geworden. Käthe hatte als Geschwister Julie, Lisbeth und den späteren Ökonomen und Philosophen Conrad Schmidt (1863–1932). Das Elternhaus war religiös und sozial geprägt. Der Vater förderte das künstlerische Talent seiner Tochter und ermöglichte ihr eine solide Ausbildung in Königsberg, Berlin und München. In ihrer Kunst wandte sie sich „dem Elend, dem Hunger, dem Krieg zu. Und sie hat die Opfer ins Zentrum ihrer Kunst gerückt und damit in die Öffentlichkeit geholt: die Geschundenen, die Betrogenen, die Kranken.“ (Petra Pinzler, Käthe Kollwitz, in Zeit Geschichte Nr. 47, Nov. 2009)
Nach ihrem Studium lebte sie ein Jahr als Künstlerin in Königsberg, ehe sie im Juni 1891 ihren langjährigen Verlobten, den Arzt Karl Kollwitz heiratete, der sich in einer rein proletarischen Gegend im Norden Berlins niederließ und als „Armenarzt“ tätig wurde.
Sie lernte Gerhart Hauptmann kennen und wurde von seinem Drama „Die Weber“ so stark beeinflusst, dass sie 1893 einen Bilderzyklus darüber begann. Als „Ein Weberaufstand“, diese aufrüttelnde Illustration über das Elend der Proletarier, 1898 in der Berliner Kunstausstellung gezeigt wurde, war Käthe Kollwitz mit einem Schlag berühmt. Die konservativen Kreise lehnten sie jedoch ab, der Kaiser Willhelm II. sprach von „Rinnsteinkunst“ und verweigerte ihr die von Max Liebermann vorgeschlagene Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft.
1914 fiel ihr Sohn Peter in der Ersten Flandernschlacht. Dieser Verlust brachte sie in Kontakt mit dem Pazifismus und mit Sozialisten. Die im Zeitraum zwischen 1914 und 1932 geschaffene Skulptur „Trauerndes Elternpaar“ ist dem gefallenen Sohn gewidmet und steht heute auf der Kriegsgräberstätte Vladslo (Belgien, nahe Ostende), wohin er 1956 umgebettet wurde.
Nach dem Krieg nahm die Akademie der Künste sie als erste Frau in ihre Reihen auf und verlieh ihr eine Professur, die sie bis 1933 inne hatte. Unermüdlich engagierte sie sich in ihren Werken gegen den Krieg und für die Notleidenden. Einer Partei gehörte sie nie an, empfand sich aber als Sozialistin und unterstützte die Kommunisten. 1933 wurde sie zum Austritt aus der Preußischen Akademie der Künste gezwungen und ihres Amtes als Leiterin der Meisterklasse für Grafik enthoben, da sie zu den Unterzeichnern des „Dringenden Appells zum Aufbau einer einheitlichen Arbeiterfront gegen den Nationalsozialismus“ gehört hatte. 1936 ließ der Preußische Kulturminister Bernhard Rust die Exponate der Künstlerin aus der „Zweiten Jubiläums-Ausstellung aus Anlass des 150jährigen Bestehens der akademischen Ausstellungen Berliner Bildhauer von Schlüter bis zur Gegenwart“ entfernen, was einem offiziellen Ausstellungsverbot gleichkam.
Käthe Kollwitz konnte jedoch in der Ateliergemeinschaft in der Klosterstraße 75 relativ unbehelligt an ihrem Alterswerk weiterarbeiten und vollendete dort bis November 1940, eine Vielzahl von Zeichnungen und Grafiken (u. a. 1937 die Lithografie-Folge Tod) und bildhauerische Arbeiten (z. B. 1937 die 1932 begonnene Zementplastik Mutter mit Zwillingen oder 1938 bis 1940 die Bronze Die Klage). Am 19. Juli 1940 starb ihr Mann. Sie gab ihr Atelier auf und zog sich aus gesundheitlichen Gründen immer mehr zurück. Wegen der zunehmenden Bombardierungen Berlins folgte sie im August 1943 Freunden nach Nordhausen. Als sie im Juni 1944 von dort evakuiert werden sollte, nahm sich Ernst Heinrich von Sachsen, ein Verehrer ihrer Kunst, ihrer an und lud sie ein, nach Moritzburg zu kommen. Am 21. April 1945, wenige Tage vor dem Ende des Krieges, starb sie dort einsam und verbittert. Das Gebäude ist heute das Käthe-Kollwitz-Haus Moritzburg, eine Gedenkstätte, die an das Leben und Werk der sozial engagierten Künstlerin erinnert.
Käthe Kollwitz ist seit September 1945 zusammen mit einigen Familienangehörigen auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde bestattet. Ihr Grab liegt in der Künstlerabteilung des Friedhofs und ist als Ehrengrab der Stadt Berlin gewidmet.
Wer mehr wissen will: Buch von Friedhelm Maier „Unterwegs in Hohen Neuendorf“ und Wikipedia.org