Karl-Marx-Straße

Karl Heinrich Marx (05.05.1818 – 14.03.1883) - Philosoph, Ökonom, Journalist, Historiker, Politiker, bedeutendster Theoretiker von Sozialismus und Kommunismus

Karl Heinrich Marx wurde am 5. Mai 1818 geboren und wuchs gemeinsam mit fünf Geschwistern bei seinen Eltern in Trier auf. Nachdem er das Gymnasium abgeschlossen hatte, studierte er zunächst in Bonn ein Jahr Rechtswissenschaften, dann ab 1836 in Berlin vorrangig Philosophie und Geschichte. Dort gehörte er zu den Junghegelianern, die für die Zukunft eine fundamentale Weiterentwicklung der preußischen Gesellschaft erwarteten, um Probleme wie massenhafte Armut, staatliche Zensur und fehlende demokratische Mitbestimmung des Volkes zu überwinden.

Nach dem 1841 abgeschlossenen Studium und der Promotion im selben Jahr war er als Journalist tätig. Marx wurde ein Hauptmitarbeiter der Rheinischen Zeitung, die als gemeinsames Organ verschiedener oppositioneller Strömungen am 1. Januar 1842 erstmals erschien. Am 15. Oktober 1842 übernahm er die Redaktion der Zeitung. Weil Marx’ Redaktion die Zensur regelmäßig unterlief, wurde das Erscheinen der Zeitung zum 1. April 1843 schließlich untersagt.
1843 heiratete Marx Jenny von Westphalen, die Tochter einer geadelten Beamtenfamilie. Im Oktober 1843 gingen sie nach Paris, wo es bessere Bedingungen zur freien Meinungsäußerung und zum Treffen mit Gleichgesinnten gab.
In Paris wurden Karl Marx und Friedrich Engels die besten Freunde und in dieser Zeit entwarfen beide die Grundlegung eines historischen Materialismus, der, durch die Betonung der sozialen und materiellen Triebkräfte der Geschichte einen unmittelbaren Vorläufer der Soziologie darstellt.
Marx wurde 1845 aus Paris ausgewiesen, er ging nach Belgien. Anfang 1846 gründeten Marx und Engels in Brüssel das „Kommunistische Korrepondenz-Komitee“, dessen Ziel die inhaltliche Einigung und der organisatorische Zusammenschluss der revolutionären Kommunisten und Arbeiter Deutschlands und anderer Länder war. Schließlich traten Marx und Engels in Verbindung mit Wilhelm Weitlings sozialistischem „Bund der Gerechten“, in dem sie 1847 Mitglieder wurden. Noch im selben Jahr setzte Marx die Umgründung zum „Bund der Kommunisten“ durch und erhielt den Auftrag, dessen Manifest zu schreiben. Es wurde gemeinsam mit Engels verfasst, im Revolutionsjahr 1848 auf 23 Seiten veröffentlicht und ging als „Kommunistisches Manifest“ (eigentlich: Manifest der Kommunistischen Partei) in die Geschichte ein.
Kurz darauf löste die französische Februarrevolution 1848 in ganz Europa politische Erschütterungen aus. Als diese Brüssel erreichten, wurde Marx verhaftet und aus Belgien ausgewiesen. Die inzwischen neu eingesetzte provisorische Regierung der Französischen Republik lud ihn wieder  nach Paris ein und er kehrte dorthin zurück. Nach Ausbruch der deutschen Märzrevolution ging Marx nach Köln. Dort war er einer der Führer der revolutionären Bewegung in der preußischen Rheinprovinz und gab die Neue Rheinische Zeitung heraus, in der unter anderem erstmals die unvollendet gebliebene Schrift „Lohnarbeit und Kapital“ abgedruckt wurde. Die Zeitung konnte am 19. Mai 1849 zum letzten Mal erscheinen, bevor die preußische Reaktion (Politik) sie verbot.
Nachdem Marx 1849 in einem Prozess wegen „Aufreizung zur Rebellion“ freigesprochen worden war, wurde er als Staatenloser ausgewiesen. Sein letztes Exil verbrachte er mit seiner Familie bis zu seinem Tod in London. Dort erschien zunächst Marx’ Werk „Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850“, daran anknüpfend „Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte zur Machtergreifung Napoleons III“. Von 1852 an war Marx Londoner Korrespondent der New York Daily Tribune  und über ein Jahrzehnt deren Korrespondent für Europa. In der Folgezeit entstanden Marx’ ökonomische Hauptwerke. Als erste systematische Darstellung der Marxschen ökonomischen Grundgedanken war 1859 „Zur Kritik der politischen Ökonomie“ erschienen. Erst 1867 erschien der erste Band seines Hauptwerks „Das Kapital“. (Die beiden folgenden Bände wurden posthum vom Friedrich Engels 1885 und 1894 herausgegeben.)
Während Marx das Kapital ausarbeitete, bot sich ihm wieder Gelegenheit zu praktischer Tätigkeit in der Arbeiterbewegung. 1864 beteiligte er sich federführend an der Gründung der „Internationalen Arbeiter-Assoziation“ (kurz Erste Internationale), in deren Generalrat er eine intellektuelle Führungsrolle übernahm. Er leitete sie bis zur faktischen Auflösung 1872. Marx entwarf die Statuten und das grundlegende Programm, die „Inauguraladresse der Internationalen Arbeiter-Assoziation“.

In den deutschen Staaten trieb Marx zunächst die Schaffung einer revolutionären sozialistischen Partei voran; dies geschah in Abgrenzung zum sozialreformerisch ausgerichteten Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein des früheren Marx-„Schülers“ Ferdinand Lassalle, mit dem er sich in den politischen Zielen entzweit hatte. Wilhelm Liebknecht, zu dem Marx bereits in seinem Londoner Exil in den 1850er Jahren regelmäßig Kontakt hatte, blieb seit seiner Übersiedlung nach Berlin 1862 weiterhin in Verbindung zu Marx und Engels.

Marx starb am 14. März 1883 im Alter von 64 Jahren in London. Die theoretischen Grundlagen des nach Marx benannten Marxismus beeinflussen die Diskurse der Geschichtswissenschaft und Soziologe wie auch der Wirtschafts- und Politikwissenschaft bis in die Gegenwart.

1946 wurden die Straßenbezeichnung Hauptstraße in Hohen Neuendorf und Pionierstraße in Borgsdorf (nach der Ziegelei A.G. Pionier benannt) jeweils in Karl-Marx-Straße geändert. Bei den Schmuckplatzbezeichnungen tat man das ebenso: Der heutige Karl-Marx-Platz in Borgsdorf hieß z. B. in der Nazi-Zeit Platz der SA.

Etwas Interessantes lässt sich auch aus dem Ortsteil Stolpe und dem benachbarten Ort Schönfließ zur Person Karl Marx berichten: Ein Werner von Veltheim war Mitte des 19. Jahrhunderts Guts- und Schloßbesitzer von Schönfließ und Stolpe. 1839 schreibt der Besagte in seinem Tagebuch: „... zur Frau hat er [Karl Marx ist hiermit gemeint] meine Cousine, Jenny Westphalen.“
Als Werner von Veltheim mit Jennys Bruder, Edgar Westphalen, in Berlin die Jurisprudenz (Rechtswissenschaft) studierte, trafen sie beide auch mit Karl Marx zusammen, um sich in stundenlangen Gesprächen mit dessen Ideen auseinander zusetzen. Werner v. Veltheim schreibt weiter: „Es ist gerade wieder eine große Revolution in mir gewesen. Ich fand Marx bei Edgar, und dieser riss durch seine philosophischen Klügeleien und Wortgebäre meine ganze Ruhe für mehrere Tage fort.“ 12 Jahre später trägt er am 24.08.1851 in sein Tagebuch ein: „Marx, der Berüchtigte, hat mich um ein Darlehn von 30 Pfd. Sterling gebeten. Er ist Kommunist, wenn seine Schriften Geltung erhielten, würde ich Eigentum und Familie verlieren, [...], er ist ein Universitätsbekannter, ist in Not, ich habe ihm durch Lorenz Meyer in Hamburg 15 Pfd. Sterling geschickt.“

Ein anderer Bezug zwischen Karl Marx und dem Orte Stolpe selbst wird für das Jahr 1862 ersichtlich. Er leistete in diesem Jahr für seine Frau Jenny, eine Unterschrift in einer i h r e r Erbschaftsangelegenheiten. Sie schlug mit der Unterschrift ihres Mannes, ihren folge mäßigen Erbanspruch auf Stolperaner Gebiet und weiteres aus. (Die Erbverzichtsurkunde ist in Kopie in der Kirche zu Stolpe ausgehängt.)

Und noch etwas Interessantes: Im Wald bei Stolpe steht seit 1954 ein Gedenkstein, der an das Treffen der Freien Jugend Groß-Berlins erinnert, welches am 5. Mai 1918 an dieser Stelle stattfand, gegen Militarismus und Krieg gerichtet und zugleich an diesem Tag, dem 100. Geburtstag von Karl Marx, seinem Gedenken gewidmet war.

Wer mehr wissen will: wikipedia.org;  Buch „Unterwegs in Hohen Neuendorf“; Hohen Neuendorfer Heft Nr. 7