Marienetta-Jirkowsky-Platz

Marienetta Jirkowsky (25.08.1962 – 22.11.1980  Maueropfer

Marienetta Jirkowsky wurde am 25. August 1962 in Bad Saarow-Pieskow geboren und wurde am 22. November 1980 bei einem Fluchtversuch an der Berliner Mauer zwischen Hohen Neuendorf und Berlin-Frohnau von Grenzsoldaten der DDR angeschossen und erlag wenig später ihren Verletzungen in Hennigsdorf.

Ihre Flucht planten Marienetta und ihr Verlobter Peter W. zusammen mit dem gemeinsamen Freund Falko Vogt für die Nacht vom 22. zum 23. November 1980. Um eine günstige Stelle für die Flucht zu erkunden, fuhren sie schon am Abend des 21. November nach Hohen Neuendorf. Sie ahnten nicht, dass zu dieser Zeit nach ihnen gefahndet wurde, da Peter W. am Nachmittag in einem Lokal in Fürstenwalde/Spree einem Bekannten von den Plänen berichtet hatte. Dieser war ein inoffizieller Mitarbeiter (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), der umgehend seine Dienststelle informierte, die eine sofortige Fahndung veranlasste. Bei Erkundung des Grenzgebietes nördlich des West-Berliner Stadtteils Frohnau konnten sie sich auf Grundstücken zweier Leitern bemächtigen, so dass sie spontan die Flucht bereits an diesem Abend beschlossen. Sie wählten als Durchbruchstelle einen Ort am westlichen Rand des Bahndamms der damals stillgelegten S-Bahnstrecke Berlin-Frohnau - Hohen Neuendorf, genau in der Mitte zwischen den Beobachtungstürmen 20 und 21. Etwa um 3:40 Uhr überwanden sie mit Hilfe des Leiterteils einer zuvor demontierten Stehleiter die Hinterlandsmauer. Den folgenden mit Stacheldraht bespannten Grenzsignalzaun erklommen sie mit Hilfe der zweiten Leiter. Durch eine Fehlfunktion des Signalzaunes überwanden die drei Grenzflüchtlinge den Zaun zunächst unbemerkt. Erst nachdem Jirkowsky als Letzte den Signalzaun überklettert hatte und dabei die Leiter umgefallen war, wurde der Alarm ausgelöst. Sie besaßen jetzt nur noch das Stützteil er ersten, demontierten Stehleiter, mit dem sie in Richtung der letzten Grenzmauer rannten. Beim Erreichen dieser ungefähr 3,5 Meter hohen Mauer stellten sie fest, dass das mitgeführte Leiterteil nicht bis zum Mauerrand reichte. Falko Vogt überwand die Mauer aber problemlos und sprang sofort in den Westen. Peter W. erklomm die Mauer ebenfalls ohne Probleme, blieb aber auf dem abgerundeten Mauerrand flach liegen, um Marienetta hochzuziehen. Ihr war es aufgrund ihrer kleineren Statur nicht gelungen, den Mauerrand zu erreichen. Bei diesem Versuch wurde auf sie geschossen, die dadurch zurück in den „Todesstreifen“ fiel. Ihren beiden Begleitern gelang die Flucht nach Frohnau. Auf Marienetta Jirkowsky wurden 27 Schüsse abgegeben, die ihre Bauchorgane trafen. Nach der Bergung durch Grenzsoldaten erfolgte eine Notversorgung vor Ort durch den hinzu gerufenen Regimentsarzt der Grenztruppen. Dieser lieferte die Verletzte entgegen den Vorschriften mit einem Sanitätsfahrzeug der Grenztruppen in das neun Kilometer entfernte Kreiskrankenhaus Friedrich Wolf in Hennigsdorf ein. Trotz Notoperation und Intensivtherapie starb Marienetta Jirkowsky gegen 11:30 Uhr an den Folgen der Schussverletzungen.

An das Schicksal der nur 18 Jahre alt gewordenen Marienetta wird heute an verschiedenen Orten erinnert. So findet sich ihr Name an einem der 14 Kreuze der Gedenkstätte Weiße Kreuze am Reichstagsufer in Berlin.

Die Umbenennung eines Platzes in Hohen Neuendorf zum Gedenken an sie war 2009 durch die Stadtverordnetenversammlung vorgesehen, wurde aber von Jirkowskys Tante vehement abgelehnt. Beide Eltern waren mittlerweile verstorben. Die Tante war neben ihrer früheren Tätigkeit als DDR-Kommunalpolitikerin seit 1970 auch Mitarbeiterin des Ministeriums für Staatssicherheit in der DDR gewesen. Nach monatelangem Ringen wurde der Beschluss durch die Stadtverordnetenversammlung letztlich bestätigt. Am 13. August 2010 wurde der Platz, ein Kreisverkehr der Bundesstraße 96, umbenannt. Ganz in der Nähe dieses Platzes, und nur wenige Meter vom damaligen Tatort entfernt, wurde in der Florastraße eine Gedenkstehle mit ihrem Namen errichtet. Am 13. August 2011, dem 50. Jahrestag des Mauerbaus, wurde am Marienetta-Jirkowsky-Platz eine kleine Gedenktafel eingeweiht.

Eine weitere Gedenkstehle befindet sich auf dem Mauerweg neben dem ehemaligen Grenzturm im Ortsteil Bergfelde.

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