Rudolf-Breitscheid-Straße (Hohen Neuendorf) / Breitscheidstraße (Borgsdorf)
Rudolf Breitscheid (1874 - 1944) Sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter, umgekommen im KZ Buchenwald
Rudolf Breitscheid war einer der führenden Parlamentarier der Weimarer Republik, der sich aber schon im Kaiserreich politisch engagierte. Nach dem Ende des NS-Unrechtsregimes benannten sowohl Hohen Neuendorf als auch das damals noch selbständige Borgsdorf eine Straße nach ihm. 1874 geboren in Köln in kleinbürgerlichen Verhältnissen, ermöglichte ihm seine Mutter nach dem frühen Tod des Vaters den Besuch des Gymnasiums. Nach dem Studium, zunächst Rechtswissenschaft, dann Nationalökonomie, wollte er Journalist werden. Sein Weg in die Politik führte über die Liberalen schließlich 1912 zu den Sozialdemokraten. Hier fand er sich bald auf dem linken Flügel und bei den Gegnern der parteiamtlichen Kriegspolitik wieder und wechselte 1917, also noch während des Krieges – seit 1916 war er Soldat an der Westfront – zur Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). 1918 kam er für kurze Zeit in den Rat der Volksbeauftragten und war wenige Wochen für die USPD Innenminister Preußens. Nach früheren, erfolglosen Versuchen – unter anderem 1918 im Wahlkreis Niederbarnim, zu dem Hohen Neuendorf damals gehörte - gelang ihm schließlich 1920 im Wahlkreis Potsdam I für die USPD in den Reichstag einzuziehen. Die Arbeit im Parlament ließ ihn zum Realpolitiker werden, der sich der SPD wieder annäherte und ihr schließlich 1924 wieder beitrat. Er unterstützte die Friedenspolitik Stresemanns und setzte sich für die Aussöhnung mit Frankreich ein. 1927 wurde er Mitglied des Fraktionsvorstandes und 1928 neben Otto Wels und Wilhelm Dittmann einer der drei gleichberechtigten Vorsitzenden der Fraktion. Nach dem Ermächtigungsgesetz am 24. März 1933 verließ Breitscheid Deutschland. Über die Schweiz, wo er keine Arbeitserlaubnis erhielt, ging er nach Paris ins Exil. Hier versuchte er vergeblich die antifaschistische Einheitsfront aufzubauen, worüber er sich mit Otto Wels zerstritt.
Doch 1941 verhaftete ihn die französische Polizei und lieferte ihn an die Gestapo aus. Zunächst kam er in das Gestapo-Gefängnis in der Prinz-Albrecht-Straße und dann im Januar 1942 in das KZ Sachsenhausen. Gemeinsam mit seiner Frau Tony Breitscheid, der Frauenrechtlerin und Sozialistin wurde er als sogenannter „Ehrenhäftling“ in strenger Einzelhaft gehalten. Im September 1943 wurde er in das Konzentrationslager Buchenwald verlegt. Dort kam er am 24. Oktober 1944 durch einen Luftangriff auf das Lager ums Leben. Seine Asche ruht auf dem Südwestkirchhof in Stahnsdorf. Auf dem Zentralfriedhof in Berlin-Friedrichsfelde erinnert in der Gedenkstätte der Sozialisten eine Gedenkplatte an ihn.
Von 1912 bis 1945 erinnerte die Straße in Hohen Neuendorf als »Sedanstraße« an die den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 entscheidende Schlacht bei Sedan. In Borgsdorf hieß sie bis 1945 Hindenburgstraße.
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