Scharfschwerdtstraße

Otto Scharfschwerdt sen. (20.01.1887 – 04.05.1943) Lokomotivführer, Gewerkschaftsvorsitzender, SPD-Abgeordneter, Widerstandskämpfer, ermordet im KZ Sachsenhausen

Otto Scharfschwerdt erlernte den Beruf des Kesselschmiedes und qualifizierte sich zum Lokomotivführer. Zum Ende des Ersten Weltkrieges wurde er in den Arbeiter- und Soldatenrat gewählt und nahm als dessen Delegierter an der Reichskonferenz der Räte im Dezember 1918 in Berlin teil. Im Jahre 1920 wurde Scharfschwerdt in den Vorstand seiner Gewerkschaft gewählt. Seit 1929 war er Mitglied des Kreistages Niederbarnim und gehörte zudem dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold an.

Das Jahr 1933 brachte einschneidende Veränderungen für Scharfschwerdt und dessen Familie. Er wurde entlassen und arbeitete nun als Versicherungsvertreter.
Der am 27. August 1909 geborene Sohn Otto Julius Emil war wie sein Vater politisch aktiv. Bereits in seiner Jugend übernahm Otto Julius Emil Funktionen in der Sozialistischen Arbeiterjugend und war Mitglied und Jugendleiter im Zentralverband der Angestellten. Nach einer Rede des jungen Otto Scharfschwerdt anlässlich einer Jugendweihefeier nahm die lokale SA Vater und Sohn in die sogenannte Schutzhaft und verschleppte beide in das Konzentrationslager Oranienburg (Gebäude der ehemaligen Brauerei Oranienburg). Während Scharfschwerdt (jun.) nach zwei Tagen wieder frei war, wurde Scharfschwerdt (sen.) fünf Wochen lang dort festgehalten.
Nach seiner Entlassung schloss Scharfschwerdt (sen.) sich der sozialdemokratischen Widerstandsgruppe „Nordbahn“ an und führte das von Erich Wienig begonnene Werk besonnen fort, indem er die Leitung dieser Gruppe übernahm. Er wurde Ortsverbands­vorsitzender der SPD in Hohen Neuendorf. Er und seine Familie gerieten ins Visier der Gestapo. Am 20. Januar 1937, zu seinem 50. Geburtstag verhaftete man ihn, Frau und Sohn und zudem 20 Mitgliedern aus der „Gruppe Nordbahn“.

Die erstellte Anklageschrift am 7. Juli 1937 über Otto Scharfschwerdt (HN) und seine Freunde aus der „Gruppe Nordbahn“: Erich Hahn (Birkenwerder ), Fritz Ammon (Hohen Neuendorf ), Rudolf Castan (Bergfelde), Erich Wienig (Berlin), Reinhold Weise (Berlin), Hermann Schlimme (Berlin), Wilhelm Masuch (Bergfelde) endet mit dem Schlusssatz: „Die sämtlichen Angeschuldigten haben die hochverräterischen Ziele der illegalen SPD bewusst gefördert und sich daher der Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens im Sinne der Anklage schuldig gemacht.“ Beschlagnahmte Beweismittel (Hetzschriften u. anderes) wurden genannt und der Oberstaatsanwalt Potjan beantragte die Hauptverhandlung zu den genannten Personen anzuordnen und die Fortdauer der Untersuchungshaft zu beschließen.
Otto Scharfschwerdt wurde zu sechs Jahren Haft im Zuchthaus Brandenburg-Görden verurteilt. Seine Mitstreiter erhielten Haftstrafen zwischen 2 bis 4 Jahre.

Otto Scharfschwerdt ist Opfer der Menschenversuche faschistischer Ärzte im KZ Sachsenhausen geworden, die an KZ-Häftlingen Flecktyphusimpfungen vornahmen, um zu beobachten, wie diese dann einer „allgemeinen Typhusepidemie“ zugrunde gingen. Er starb dort zwischen dem 4. und 5. Mai 1943.

Wer mehr wissen will: Buch von Friedhelm Maier „Unterwegs in Hohen Neuendorf“

Buch von Dr. Dietrich Raetzer „Geschichten zur Geschichte“ und „wikipedia.org“