Schönhaarstraße

Eugen Schönhaar (29.10.1898 – 01.02.1934) kommunistischer Widerstandskämpfer, von der Gestapo auf der „Flucht“ erschossen

Eugen Schönhaar wurde am 29.10.1898 in Esslingen am Neckar geboren und absolvierte eine Lehre zum Kernmacher in einer Gießerei. In seiner Zeit als Lehrling schloss er sich 1912 der Arbeiterjugendbewegung an, deren Verbände (u. a. die „Sozialistische Arbeiterjugend – Rote Falken“, die „Naturfreundejugend“ und die „Christliche Arbeiterjugend“) Jugendliche und Kinder hauptsächlich aus Arbeiter- und Angestelltenfamilien als Mitglieder hatten.

Weil er gegen den Ersten Weltkrieg agitierte, wurde er als 18jähriger zu drei Monaten Haft verurteilt. 1917 wurde er zum Kriegsdienst einberufen. Nach Kriegsende sympathisierte er mit dem Spartakusbund und trat in die neu gegründete KPD ein. Er wurde in die Zentrale der Partei gewählt und gehörte von 1921 dem Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale an. Von 1924 bis 1927 arbeitete in der Internationalen Arbeiterhilfe und war zeitweise in den Vereinigten Staaten von Amerika tätig.

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten und dem Verbot der KPD setzte er ab Frühjahr 1933 die Arbeit illegal fort. Während dieser allerdings nur kurzen Zeit konnte er noch anderen zur Flucht verhelfen.  Er wurde aber schon im November 1933 verraten und mit anderen Funktionären, darunter John Schehr (siehe auch „Jonny-Scheer-Platz“), verhaftet. Bei einem angeblichen Fluchtversuch auf dem Transport zu einem Verhör in Potsdam wurden sie am Berliner Schäferberg (auch Kilometerberg genannt) hinterrücks von der Gestapo erschossen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg  wurden die sterblichen Überreste von Eugen Schönhaar und den drei anderen Opfern auf den Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde umgebettet, wo sich ihre Urnen in der Ringmauer der 1951 eingeweihten Gedenkstätte der Sozialisten befinden.

Seit 1954 finden am Schäferberg im Ortsteil Berlin-Wannsee Gedenkveranstaltungen für Eugen Schönhaar und die drei anderen dort ermordeten Widerstandskämpfer statt. Dort befindet sich auch ein Gedenkstein für die vier Widerstandskämpfer. In Esslingen wurde ein Stolperstein für ihn verlegt.

Sein Sohn Carlo Schönhaar (1924–1942) war auch Gegner des NS-Regimes. Er floh mit seiner Mutter nach der Verhaftung seines Vaters in die Schweiz. Von dort wurden sie nach kurzer Zeit ausgewiesen. Sie flohen weiter nach Frankreich, wo Carlo sich 1941 einer französischen Widerstandsbewegung  anschloss und im Frühjahr 1942 von einem Spitzel der Gestapo verraten wurde. Im Schnellverfahren vor einem deutschen Kriegsgericht wurde er in einem Schauprozess zum Tode verurteilt und am 17. April 1942 mit anderen französischen Widerstandskämpfern in Paris erschossen.

Eugen Schönhaars Frau Odette Schönhaar schloss sich ebenfalls der französischen Widerstandsbewegung an und wurde einen Tag nach der Verhaftung Carlos festgenommen. Nach 17 Tagen im Pariser Gefängnis La Santé und sechs Monaten Gestapohaft in Berlin wurde sie ins KZ Ravensbrück  deportiert, wo sie bis zur Befreiung durch die Rote Armee im April 1945 inhaftiert war. Nach dem Krieg kehrte Odette Schönhaar nach Frankreich zurück und arbeitete für die L`Humanité, das Zentralorgan der Kommunistischen Partei Frankreichs

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