Teschstraße
Bruno (Guido Camillo ) Tesch (22.04.1913 – 1.08.1933) Kommunist, hingerichtet in Hamburg (Altona)
Neben den bei anderen Straßen in Hohen Neuendorf genannten Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschaftern, die sich dem nationalsozialistischen Unrechtsregime widersetzten und dafür mit ihrem Leben bezahlten, sollten auch zwei junge Männer gewürdigt werden, die allein weil sie sich als aktive Kommunisten beim »Altonaer Blutsonntag« bereits vor dem 30. Januar 1933 den Nationalsozialisten entgegen gestellt hatten, verurteilt und hingerichtet worden sind.
Neben der Lindaustraße erinnert an einen dieser jungen Männer die Teschstraße. Sie ist Bruno Tesch gewidmet, der zu einem der ersten Opfer der Willkürprozesse zu Beginn der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurde. Seine Hinrichtung mit dem Handbeil im August 1933, also nur sieben Monate nach der Machtübernahme der Nazis, war ein Justizmord.
Mehr zufällig, so scheint es, war Bruno Tesch am 17. Juli 1932, dem später so genannten »Altonaer Blutsonntag«, im »roten Arbeiterviertel« auf der Straße in der Altonaer Altstadt und geriet in die Auseinandersetzungen zwischen SA und Kommunisten. In ihrer als Provokation angelegten und von den Kommunisten auch so verstandenen Demonstration zog die SA durch das kommunistisch dominierte Arbeiterviertel. Wie erwartet kam es zu schweren Kämpfen zwischen den Parteien. Die Polizei hatte den Umzug genehmigt, wohl wissend, dass es zu heftigen Ausschreitungen kommen könnte. Nach den Ereignissen hat sie die Darstellung der Todesfälle in ihrem Sinne »zurechtgebogen« und alle Schuld den Kommunisten angelastet. Die Ereignisse und ihre einseitige Interpretation zu Lasten der Kommunisten waren der (rechten) Reichsregierung unter von Papen willkommene Argumente, um endlich im sozialdemokratisch regierten Preußen einschreiten und die Regierung des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Otto Braun des Amts entheben und durch einen Reichskommissar ersetzen zu können. Reichspräsident von Hindenburg hat »mitgespielt« und Reichskanzler von Papen selbst zum Reichskommissar ernannt. Wenige Wochen zuvor hatte von Papens Reichsregierung das Verbot von SA und SS aufgehoben. Sie löste damit ein Zugeständnis an Hitler ein, damit dieser die Regierung von Papen tolerierte. Nun wurde den sozialdemokratischen Behörden Preußens vorgeworfen, sie seien nicht in der Lage oder nicht willens, den inneren Frieden gegen den kommunistischen Aufruhr zu verteidigen. Es fügte sich alles wie gewünscht. Für Hitler war damit ein weiterer Stein auf dem Weg zur Macht ausgeräumt.
Bruno Tesch wurde unmittelbar nach den Ereignissen festgenommen, aber nach zwei Wochen wieder aus dem Gefängnis entlassen. Nach der Machtübernahme der Nazis wurde der Fall wieder aufgenommen und Bruno Tesch erneut verhaftet. Am 8. Mai 1933, also nur drei Monate nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, begann der Prozess gegen 15 Angeklagte mit dem Hauptvorwurf der Ermordung von zwei SA-Leuten. Bruno Tesch und die drei Mitangeklagten August Lütgens, Walter Möller und Karl Wolff wurden am 2. Juni 1933 zum Tode verurteilt und am 1. August hingerichtet.
In seinem letzten Brief hatte Bruno Tesch seine Mutter beschworen:
»Liebste Mutter, ich bitte Dich, überwinde den Kummer um meinetwillen. Du musst leben, um meine Unschuld ans Tageslicht zu bringen. Das ist mein letztes Vermächtnis an Dich. Du musst es an den Tag bringen, was für ein grässlicher Justizmord hier verübt wird.«
Erst 59 Jahre später, nach zahlreichen, immer wieder abgelehnten Anträgen von Angehörigen der Hingerichteten, hob 1992 ein Hamburger Gericht die Todesurteile auf. Auf dem Zentralfriedhof in Berlin-Friedrichsfelde erinnert der Name Bruno Tuschs auf dem Porphyr-Gedenkstein auf der rechten Seite der Ringmauer der Gedenkstätte der Sozialisten daran, dass er eines der zahllosen Willküropfer der Nazi-Diktatur geworden ist.
Bruno Tesch wurde 1913 in Hamburg geboren und lebte von seinem siebten Lebensjahr an bei seinen Großeltern in Italien. Seinen im Ersten Weltkrieg verstorbenen leiblichen Vater hat er nie kennengelernt. Nach der Heirat seiner Mutter mit Hermann Tesch, einem Arbeiter und Betriebsrat bei den Altonaer Gaswerken, kam der Zwölfjährige zu ihr nach Hamburg. Nach einer Lehre als Klempner schloss er sich früh der Sozialistischen Arbeiterjugend an, wechselte aber bald zum Kommunistischen Jugendverband.
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