Ulrich-von-Hutten-Straße
Ulrich von Hutten (21.04.1488 - 29.08.1523) Renaissance-Humanist, Dichter, Publizist, Politiker, Kirchenkritiker
Der Spross eines fränkischen Adelsgeschlechts sollte auf Anordnung seines Vaters wegen seiner schwachen körperlichen Konstitution Mönch werden. Er kam ins Benediktiner-Kloster Fulda und erhielt dort eine hervorragende Ausbildung. Aus dem Kloster floh er und konnte schon im Alter von nur 15 Jahren sein Universitätsstudium beginnen, das ihn zunächst nach Erfurt führte. Vom Klosterleben wandte er sich schon zeitig ab, studierte stattdessen viele Jahre an verschiedenen Universitäten, so in Mainz, Köln, Frankfurt (Oder), Leipzig, Greifswald, Rostock, Wien, Pavia, Bologna… Dabei kam er in Kontakt mit bedeutenden Humanisten seiner Zeit wie Johannes Reuchlin und Erasmus von Rotterdam, für die er sich dann zeit seines Lebens einsetzte, wie auch mit jüngeren, radikaleren Gelehrten. Anerkennung fand er zeitweise bei Kaiser Maximilian I.
Am Anfang seiner Dichtungen in lateinischer Sprache steht ein Loblied auf die Mark mit Frankfurt (Oder) und seiner Universität. Etwas später verarbeitet er einen Streit in Greifswald literarisch, wobei sein Hang zu Polemik und Satire deutlich wird. Von bleibender historischer Bedeutung sind die „Dunkelmännerbriefe“ zur Verteidigung und Unterstützung von Johannes Reuchlin im Streit um die Erhaltung der von Vernichtung durch einflussreiche Kräfte in der Kirche bedrohten jüdischen Schriften. Einige dieser Briefe, in besonderem Maße polemische, werden Ulrich von Hutten zugeschrieben. In einer ganzen Anzahl weiterer politischer Schriften, zunehmend in deutscher Sprache verfasst oder aus eigenen lateinischen Texten übersetzt, wird scharf gegen die Missstände in der Römischen Kirche polemisiert, was der Vorbereitung der Reformation dienlich war. Den Kampf gegen die katholische Kirche führte Hutten nicht nur mit Worten, sondern auch mit politischem Wirken. Luther distanzierte sich in dieser Beziehung von ihm, andererseits verbündete sich Hutten mit Franz von Säckingen im Kampf der Ritter gegen Landesherren im deutschen Südwesten. Dabei handelte Hutten stets als Angehöriger des niederen Adels und konnte mit sozialen Bewegungen von Bauern und in den Städten nicht viel anfangen. Als der Bauernkrieg ausbrach, war er schon zwei Jahre tot. Aber wegen seiner Konsequent antiklerikalen Ausstrahlung bedrohte ihn der Kirchenbann, und vor der Reichsacht floh Hutten zu Zwingli in die Schweiz, wo er im Alter von 35 Jahren starb.
Huttens Leben und Wirken reizte noch Jahrhunderte später wiederholt zu intensiver Beschäftigung. 1776 erschienen hierzu Essays von Wieland und Herder. 1823 malte Caspar David Friedrich Huttens Grab. Conrad Ferdinand Meyer gelang 1872 mit dem Gedichtzyklus „Huttens letzte Tage der literarische Durchbruch. Huttens Kampf gegen das Papsttum und für die Reformation, sein tätiges Streben für Freiheit und gegen Reaktion wurde so auch als Aufforderung zum eigenen Handeln in ihrer Zeit verstanden, deutlich z.B. bei Friedrich als Stellungnahme gegen die Restauration und Erinnerung an die Befreiungskriege.
Zum historischen Erbe Huttens gehört auch, dass er 1515 auf die „Germania“ des Tacitus stieß und seine daraus gewonnenen Erkenntnisse zur Aufwertung der Deutschen im Kampf gegen die römische Kurie nutzte. Das wurde zum Beginn eines Heldenmythos um „Hermann den Cherusker“. Hier entdeckte die NS-Reichsführung Anknüpfungsmöglichkeiten und benannte noch im März 1945 eine Infanteriedivision nach Ulrich von Hutten. Auch ein Schlachtschiff sollte seinen Namen tragen.
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