Winklerstraße

Carl Gottlied Winkler (17.09.1851 – 12.04.1921) Immobilien-Kaufmann, Bauunternehmer

Carl Gottlieb Winkler wurde am 17. September 1851 in Senst Kreis Zerbst /Anhalt als Sohn des Stellenbesitzers (Freihäusler) Johann Gottlieb Winkler geboren. Im Alter von ca. 24 Jahren ließ er sich in Berlin als Peitschenfabrikant in der Gartenstraße 150 (Berlin Mitte) nieder. Aus seiner Ehe mit Emilie Maetzschke gingen drei Söhne hervor. Zunächst wohnten sie in Berlin. 1896 zog er mit seiner Frau nach Hohen Neuendorf.

Als Geschäftsführer (1890 bis 1916) der in Berlin ansässigen Allgemeinen Bau- und Ansiedelungsgesellschaft mbH erschloss er neue Ortsteile mit einer modernen Siedlungs-Technik, besonders in den Dörfern im Norden Berlins. Hierbei versuchte er vor allem auch die Finanzierungsprobleme der nicht vermögenden Siedler zu lösen.

Winkler sah die neuen „Gartenstädte“ als Alternative zur wohlhabenden Grunewaldgegend und hatte hierbei Käuferschichten wie zum Beispiel die in den benachbarten Industriezentren tätigen Ingenieure, Gerichts- und Postbeamten, Kaufleute, auch Handwerker, Arbeiter und Rentiers im Blick.

Carl Winkler – Ein geschäftstüchtiger Wohltäter oder ... (?)

Carl Winkler beschäftigte sich bis zum I. Weltkrieg hauptsächlich mit dem An-und Verkauf von Grundstücken. Er selbst wurde als ein „Terrainbesitzer“ bekannt. Im Zusammenwirken mit den Gemeindevertretern aus verschiedensten Orten erwarb er zu günstigen Konditionen große zusammenhängende Flächen. Seine Ansiedlungs-Gesellschaft stellte die Bebauungspläne auf, erschloss und parzellierte, ließ Straßen und Gehwege errichten, kümmerte sich um Telefonanschlüsse, .... Hierbei sind circa ein Dutzend neue Siedlungen entstanden, unter anderem die Kolonie in Hohen Neuendorf am damaligen Bahnhof Stolpe-Nordbahn, weitere in Buch, Mahlsdorf-Süd (Kiekemal), Röntgenthal, Hoppegarten, Birkenwerder und auch die Kolonie in Bergfelde, die sogenannte Gartenstadt Hofjagdrevier (südlich der Hohen Neuendorfer Straße).

Die Gartenstadt Hofjagdrevier in Bergfelde – die heutige Alte Kolonie

Im Jahre 1906 kaufte Carl Winkler in Bergfelde ca. 200 Morgen Wald und zusätzlich ca. 40 Morgen Lehmstich von den hiesigen Bauern. Auf diesem Terrain entstand eine sogenannte „Villen- und Laubenkolonie“. Er setzte das um, was der Kaufmann Bloßfeld aus Berlin zuvor schon mit seinen Erstplänen vorhatte.

Mit großangelegter Werbung, zum Beispiel in den Berliner Tageszeitungen, lenkte er die Aufmerksamkeit gezielt und immer wieder auf die namentlich offerierte „Gartenstadt Hofjagdrevier“ mit ihren günstigen Parzellen-Preisen ab 10 Mark [Preis aufwärts nach Lage, pro Quadratrute (= 14,2 qm)] und Häuserbau ab 7.000 Mark [Preis für ein Haus mit drei Zimmern, Küche, Nebengelass, Keller, Boden, Veranda nebst Stallungen und entsprechender dekorativen Ausstattung]. Sobald ein gewisser Prozentsatz von Grundstücken in einer Straße verkauft war, wurden die Straßenpflasterungs- und Anschlussarbeiten (z.B. Wasser), zu günstigen Bedingungen übernommen.

Auch in Birkenwerder wurde er tätig. Hier sorgte Winkler unter anderem dafür, dass das Grundstück für den angestrebten Rathausbau in der Ortsmitte zu günstigen Bedingungen zur Verfügung stand und zudem schenkte er der Gemeinde die Fläche für einen Rathausvorplatz.

Im Zuge seiner Geschäftstätigkeit behielt er in den neuen Ansiedlungsgebieten eigene Grundstücke für sich, um sie dann zu einem späteren Zeitpunkt gewinnbringend zu veräußern. Er selbst wohnte mit seiner Familie über viele Jahre in Hohen Neuendorf in der Ruhwaldstraße 2 und besaß in den benachbarten Orten zudem einige Häuser im Landhausstil, die er vermietete. Eines seiner bekanntesten Bauobjekte, ist die Villa in Frohnau an der Frohnauer Straße 144A. Sie steht heute unter Denkmalschutz.

Carl Winkler verstarb im Alter von 69 Jahren am 12. April 1921 in Hohen Neuendorf.

Wer mehr wissen will: geschichtskreis@kulturkreis-hn.de